Achim Mentzel Achim Mentzel: Zwei Zentner Stimmungskanone wird 65

Cottbus/dpa. - «Ich hatte richtig Glück, privat undberuflich», sagt Achim Mentzel, wenn er über sein Leben nachdenkt.Sein 65. Geburtstag (15. Juli) bietet dem bundesweit bekanntenLausitzer dafür wieder Gelegenheit. Doch mit dem Blick zurück ist dasso eine Sache: «Mit 65 liegt mehr hinter als vor mir, das machtnachdenklich. Aber ich würde alles wieder genauso machen.»
Damit meint der lustige Zwei-Zentner-Mann auch: JugendlicherRocker in der DDR auch mal mit Spielverbot, Entscheidung gegen eineFußballkarriere und für die Stimmungsmusik, private «Auszeit» in derBundesrepublik und freiwillige Rückkehr in die DDR. Der Moderator vonFernseh- und Bühnenshows lebt mit seiner vierten Ehefrau zusammen,hat acht Kinder und ist Künstler durch und durch.
Kurz nach dem Krieg 1946 in Ost-Berlin geboren, lernte Mentzel aufRat seiner Eltern erstmal das Handwerk des Polsterers. Damals lebteer schon seine Leidenschaft für Musik aus. Mit 15 Jahren rockte ermit dem «Diana-Schau-Quartett» durch Berliner Kneipen. Die Songs derBeatles und der Rolling Stones, gepaart mit Mentzels exzessivenAuftritten, waren beim Publikum beliebt. Bei den SED-Genossen nicht-es folgte ein Spielverbot mit 17 Jahren.
Mit 18 ging er als Versorgungsfahrer zur Armee und spielte mit der«Transportbataillon-Kombo» in Dorfdiskos. Mentzel entschied sich fürdie Stimmungsmusik, «weil ich niemandem meine Texte vorlegen wollte.»Die politisch unverfänglichen Lieder waren gefragt und ermöglichtenEngagements in West-Berlin, so 1973 mit dem «Alfons-Wonneberg-Orchester».
«Vor einem Auftritt dort holte der Schlagzeuger plötzlich seineKlamotten aus der Pauke und seine Papiere aus der Trommel. Ichfragte, was er macht und er sagte, 'Na ich bleibe hier'.»Mentzel,der nach einem Seitensprung Ärger mit seiner Frau befürchtete,schloss sich dem Musikerkollegen spontan an.
Er zog zu Verwandten ins Saarland und suchte einen Job. «DemArbeitsvermittler habe ich damals gesagt, 'Ich singe wie der Teufelund spiele Gitarre'», erinnert sich Mentzel. «Gaukler undFallensteller haben wir genug», war die Auskunft desBehördenmitarbeiters.
Nach wenigen Monaten, in denen Mentzel als Schweißer arbeitete undin Bars auftrat, zog es ihn aber wieder in die Heimat. Zehn MonateGefängnis auf Bewährung kostete ihn der Ausflug in den Westen.Zurück in seiner alten Band lernte Mentzel in Berlin die SängerinNina Hagen kennen, die ihn während seines Westausflugs vertretenhatte. Gemeinsam mit ihr gründete er 1974 «Fritzens Dampferband».
Zwei Jahre später begann Mentzels Solokarriere als Volks- undStimmungsmusiker. Es folgten Auftritte im DDR-Fernsehen, die ersteLP, und mit der Wende 1989 hatte er noch einmal Glück: «Ich wargefragt im Westfernsehen und hatte mit 'Achims Hitparade' am 23.November 1989 meine erste eigene TV-Sendung.» Immerhin 17 Jahre langwar er damit auf dem Bildschirm zu sehen.
Jetzt ist der Spaßmacher als Talkgast, Promi-Koch oder sogarTänzer in den bundesweiten TV-Shows und auch bei Karnevalssendungenwillkommen. Ob sein Freund Oliver Kalkofe zur Geburtstagsparty auchkommt, weiß er noch nicht. Die herzliche Beziehung der beiden Männerberuht darauf, dass sich Kalkofe in seiner Sendung «KalkofesMattscheibe» über das «zottelige Zonenmonster» - wie er den Lausitzerspöttisch nannte - öfter lustig gemacht hatte.