52. Berlinale 52. Berlinale: Goldener Bär für zwei Filme

Berlin/dpa. - Großer Festival-Gewinner ist Frankreich mit gleich sechs Preisen.An deutsche Wettbewerbsbeiträge gingen insgesamt drei Auszeichnungen:Der Publikumsliebling «Halbe Treppe» von Andreas Dresen erhielt denSilbernen Bären als Großen Preis der Jury sowie den Preis der Gildeder deutschen Filmkunsttheater. Der bei den Zuschauern durchgefalleneRAF-Film «Baader» von Christopher Roth wurde mit dem Alfred-Bauer-Preis als ein «Spielfilm, der neue Perspektiven der Filmkunsteröffnet», ausgezeichnet.
Bejubelt wurde der Silberne Bär für Hollywoodstar Halle Berry alsbeste Darstellerin in dem US-Film «Monster's Ball» von Marc Forster.Das Filmland Frankreich holte mit sechs Preisen die meistenBerlinale-Trophäen, darunter den Silbernen Darsteller-Bären fürJacques Gamblin aus «Laissez-Passer» (Der Passierschein) von BertrandTavernier. Für die beste Regie ging der Silberne Bär an denfranzösischen Film «Lundi Matin» (Montag Morgen) von Otar Iosseliani.Das Darstellerinnen-Ensemble aus Francois Ozons «8 Femmes» (AchtFrauen) wurde mit einem Silbernen Bären für eine herausragendekünstlerische Leistung geehrt. Der erstmals vergebene Bär für diebeste Filmmusik ging an «Laissez-Passer».
Mit ihren Entscheidungen nahm die internationale Jury unterVorsitz der indischen Regisseurin Mira Nair das Festival-Motto«Accept Diversity» (Akzeptiert die Vielfalt) auf. «Dieses Jahr feiernwir das Politische», sagte Nair. Insgesamt 23 Produktionen aus allerWelt waren im offiziellen Wettbewerb des zwölftägigen Festivals imRennen.
«Bloody Sunday» blickt zurück auf den 30. Januar 1972. Auf denStraßen der nordirischen Stadt Derry starben 13 friedlicheDemonstranten durch Kugeln der britischen Armee. Damit erreichten dieblutigen Auseinandersetzungen um Nordirland einen ersten grausamenHöhepunkt. Der Film hält sich eng an die historischen Fakten. DasBuch, auf dem der Film beruht, trug dazu bei, dass die britischeRegierung die Vorgänge von 1972 noch einmal untersuchen lässt.«Spirited Away» ist ein zauberhafter Zeichentrickfilm, der in Japanbereits alle Kassenrekorde gebrochen hat. Er erzählt von denAbenteuern eines zehnjährigen Mädchens, das durch Zufall in eineGeisterwelt gerät und darin irrwitzige Abenteuer erlebt.
Unter dem neuen Berlinale-Chef Dieter Kosslick, früher Leiter derFilmstiftung Nordrhein-Westfalen, haben die neben Cannes und Venedigwichtigsten Filmfestspiele der Welt neuen Schwung bekommen. Kosslickmachte die Berlinale zum Festival der guten Laune. Ob er auf demroten Teppich Stars wie Catherine Deneuve, Cate Blanchett und ClaudiaCardinale küsste, Freikarten an die Fans hinter den Absperrgitternverschenkte oder auf der Party zu Wim Wenders «BAP»-Film zur Gitarregriff - er machte immer eine gute Figur. Mit Humor und Charme nahm erdie Festivalbesucher für sich ein.
Und mindestens so wichtig: Kosslicks Konzept zur Stärkung deseinheimischen Films ging auf. Die deutsche Kinoszene warGesprächsthema Nummer Eins. Obwohl nicht alle der insgesamt vierdeutschen Filme im Wettbewerb gleichermaßen überzeugen konnten: AnTom Tykwers Berlinale-Eröffnungsfilm «Heaven» und Dominik Grafs «DerFelsen» scheiden sich bis heute die Geister. Neugierig wurde die neueReihe «Perspektive Deutsches Kino» besucht.