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50 Jahre Eurovision 50 Jahre Eurovision: Die Krönung von Elizabeth II. gab den Anstoß

Von Klaus Koch 01.06.2004, 09:02
Zuschauer des Eurovision Song Contest in Istanbul jubeln am Sonnabend (15.05.2004) den Sängern auf der Bühne zu. (Foto: dpa)
Zuschauer des Eurovision Song Contest in Istanbul jubeln am Sonnabend (15.05.2004) den Sängern auf der Bühne zu. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Immer wenn es im Fernsehen international wurde,gehörten zwei Erkennungszeichen dazu: das Sternenemblem und die Hymneder Eurovision. Ob Hans-Joachim Kulenkampff seine Show «Einer wirdgewinnen» moderierte, ob ein Fußball-Länderspiel oder das großeNeujahrskonzert übertragen wurde - immer signalisierten das Logo unddie Fanfare, dass in Europa grenzüberschreitend gesendet wurde. Auchwenn die Musik und das renovierte Emblem heute nur noch seltenverwendet werden, ist die Eurovision aktiver denn je - an diesemSonntag wird sie 50 Jahre alt.

Es begann am 6. Juni 1954 mit der Übertragung des Narzissenfestesvon Montreux aus der Schweiz in sieben andere Länder. Die Sendung warder Auftakt eines «Fernsehsommers», den die Europäische Rundfunkunion(EBU) seit Monaten geplant hatte. Den Anstoß hatte ein Jahr zuvor daserste europäische Großereignis auf dem Bildschirm gegeben: DieKrönung von Königin Elizabeth II. war am 2. Juni 1953 ausGroßbritannien live nach Frankreich, Belgien, in die Niederlande unddie Bundesrepublik Deutschland übertragen worden. Das Interesse aninternationalen TV-Sendungen stieg enorm, zumal in den folgendenJahren auch die Zahl der Fernsehgeräte in Europa rapide zunahm.

«Eurovision» war anfangs ein informeller Begriff, den 1951 derenglische Journalist George Campey in einem Artikel des «EveningStandard» geprägt hatte. Die Beteiligten sprachen 1954 noch von dem«Experiment von Lille», weil die Techniker vom Rathaus derfranzösischen Stadt aus Leitungspannen verhinderten und behoben. DasPrinzip, dass jedes EBU-Land den jeweils anderen seine Berichte zurVerfügung stellte, war einleuchtend und wurde ohne schriftlicheVereinbarung praktiziert.

Erst 1988 hielt man es für nötig, die Existenz der Eurovisionausdrücklich in den EBU-Statuten festzuhalten. Seitdem wird sie dortdefiniert als ein «Fernseh-Austauschsystem, das die EBU auf derGrundlage organisiert und koordiniert, dass die Mitglieder denanderen Mitgliedern auf Gegenseitigkeit ihre Nachrichten überwichtige Ereignisse sowie aktuelle Berichte über Sport- undKulturveranstaltungen in ihren Ländern anbieten, die für die anderenLänder von potenziellem Interesse sind».

Gerade der Sport gehörte frühzeitig zu den Publikumsfavoriten derEurovision. Es waren zunächst Wettbewerbe, an denen ausschließlichAmateure teilnahmen - Profisport und Privatfernsehen waren in Europanoch weitgehend unbekannt. Daher wurde bei Fernsehrechten auch kaumüber Geld gesprochen.

Gleich 1954 stand die Fußball-WM in der Schweiz auf dem Programm,bei der die deutsche Elf das «Wunder von Bern» schaffte undWeltmeister wurde. Die EBU berichtet in ihrer Jubiläumsschrift, dassder Präsident des Schweizer Fußballverbandes damals den EBU-VertreterMarcel Bezencon zu den Fernsehrechten fragte: «Wie viel bieten Sie?»Die Antwort: «Gar nichts.» Rückfrage: «Machen Sie Witze?» Bezenconscherzte nicht, bot aber 10 000 Schweizer Franken an, um etwaigeEinnahmeausfälle an der Stadionkasse auszugleichen. Damit war dieSache erledigt.

Seitdem haben sich die Ausgaben der EBU für Übertragungsrechte imSport erst langsam, dann immer schneller vervielfacht. Sechs Jahrenach der Fußball-WM waren 1960 für Olympia in Rom 668 000 US-Dollarfällig. 20 Jahre später zahlte die EBU für die Olympischen Spiele inMoskau 1980 schon 5,6 Millionen Dollar, weitere 20 Jahre später warder Preis für Sydney 2000 auf 350 Millionen Dollar explodiert.

Beim Austausch von Nachrichtenmaterial arbeiteten diewesteuropäischen EBU-Länder schon während des Kalten Krieges mitihrem Ost-Partner OIRT in Prag zusammen. Eine technische Verbindungzwischen Eurovision und (Ost-)Intervision kam auf der Achse Wien-Pragzu Stande. Heute gehören der EBU und dem Eurovisions-Netzwerk 71Mitglieder in 52 Ländern - auch außerhalb Europas - an. Jährlichwerden über 100 000 Einzelübertragungen gesendet, 15 000 StundenSport und Kultur. Eurovisions-Sendungen laufen auf 50 Kanälen überfünf Satelliten und können von mehr als 300 TV-Stationen empfangenwerden.

Als Flaggschiffe ihres Kulturprogramms betrachtet die Eurovisiondas jährliche Neujahrskonzert in Wien und den «Eurovision SongContest». Bei diesen Ereignissen ist nach wie vor die seit 50 Jahrenbekannte Fanfare zu hören, die einer Komposition des 17. Jahrhundertsentnommen wurde: dem «Te Deum» von Marc Antoine Charpentier (1634-1704). Da die Musik nicht mehr urheberrechtlich geschützt war, konntedie Eurovision die ersten Takte des Präludiums zu ihrer Hymne machen- und sie sich sogar im Jahr 2000 als Markenartikel schützen lassen.