50 Jahre am Bochumer Theater 50 Jahre am Bochumer Theater: «Ruhrpott-Perle» Tana Schanzara wird 80 Jahre alt

Bochum/dpa. - Ruhrpott-Duse» wird sie genannt oder «Perlevom Pott». Solche Titel wird man nicht los, nur weil das Rentenaltererreicht ist. Tana Schanzara hat es gar nicht erst versucht: DieSchauspielerin gehört zum Schauspielhaus Bochum, beinahe wie der rote Teppich im Foyer. Am Montag (19.12.) wird Konstanze Schwanzara,genannt Tana Schanzara, 80 Jahre alt. Ihren Geburtstag verbringt siedort, wo sie seit knapp 50 Jahren Triumphe feiert: auf der BochumerBühne.
«Ein runder Geburtstag» heißt es taktvoll im Schauspielhaus. Denndie dienstälteste Schauspielerin, die bis auf denGründungsintendanten Saladin Schmitt alle Theaterchefs erlebte, hatnur einen Wunsch: «Dass nie mehr diese Zahl irgendwo erscheint! Ichwerde von nun an rückwärts zählen - sonst kann ich das nichtaushalten.» Sie fühle sich «wie 40 - höchstens», sagt sie. KeinWunder: Tana Schanzara probt und spielt noch immer nahezu täglich.
Demnächst wird sie auf Einladung des ehemaligen BochumerIntendanten Matthias Hartmann an dessen neuer Wirkungsstätte inZürich auftreten. Solche Gastspiele machen ihr großen Spaß undbrachten ihr 1990 den Titel «Schauspielerin des Jahres» ein:Damals hatte Schanzara das Wiener Publikum am Burgtheater in einemStück von Peter Turrini begeistert. Länger aus dem Ruhrgebiet weg zugehen, kam für sie jedoch nie in Frage. «Hier bin ich gut aufgehoben.Ich liebe nun mal Bochum und das Ruhrgebiet. Ich bin eine aus demPott.»
Geboren in Kiel, wuchs die Tochter eines Opernsänger-Paares inDortmund auf. «Ich wusste schon in der Schule, dass ich zur Bühnewollte», erinnert sich Tana Schanzara. Nach einem Vorsprechen in denKammerspielen Bonn wurde sie gleich engagiert. Es folgten Engagementsin Mannheim, Oldenburg und Gelsenkirchen. Seit 1956 gehört TanaSchanzara zum Ensemble des Bochumer Hauses. In ihrer Garderobe, diein den fünf Jahrzehnten zu ihrem zweiten Wohnzimmer wurde, stehtsogar ein Bett. Dort übernachtet sie, wenn es in der Kantine malspäter wird.
Berühmt und gefeiert wurde sie für Solo-Liederabende wie «Tana inNew York» und ihre komischen Rollen. «Ich spielte all diesegestandenen Weiber... ich war ja früher ein bisschen fetter», sagtSchanzara und lacht. Immer wieder überraschte sie ihr Publikum aberauch mit ganz anderen Figuren, etwa 1996 als Seher Teiresias in einer«Antigone»-Inszenierung von Leander Haußmann.
Das Publikum außerhalb des Ruhrgebiets kennt Tana Schanzara auszahlreichen Fernseh- und Kinofilmen. So war sie in Hape Kerkelings«Willi und die Windsors» (1996) ebenso zu sehen wie in HelgeSchneiders «Jazzclub» (2004) oder zuletzt in der TV-Serie «DieAnrheiner».
Im Moment kommen wenig Drehbücher, sagt Tana Schanzara, «und wenn,dann kann ich meist gerade überhaupt nicht weg». Bochums IntendantElmar Goerden hat sie vor kurzem gefragt, ob sie noch einmal einSolo-Programm gestalten wolle. Natürlich wollte sie, und sie wünschtsich, dass ihr Freund Hape Kerkeling es schreibt.
An eine Zeit nach dem Theater denkt sie schon manchmal -allerdings nur mit Schrecken. «Da würde ich ja nur noch im Bett?rumliegen und Rotwein trinken. Man muss eine Aufgabe haben, sonstverkommt man», sagt sie resolut. «Ich möchte weitermachen, unbedingt.Ich möchte auf keinen Fall ohne Beruf sein.»