46. Deutscher Historikertag 46. Deutscher Historikertag: Veranstalter ziehen eine positive Bilanz
Konstanz/dpa. - Der 46. Deutsche Historikertag hat nachEinschätzung der Veranstalter die «Vitalität und Leistungsfähigkeit» der Geschichtswissenschaft in der Bundesrepublik gezeigt. DasLeitthema «Geschichtsbilder» sei auf große Resonanz gestoßen, sagteder Vorsitzende des deutschen Historikerverbandes, Prof. Peter Funke,am Donnerstag in Konstanz in einer vorläufigen Bilanz. Der größtegeisteswissenschaftliche Kongress in Europa mit rund 3000 Teilnehmerngeht am Freitag nach vier Tagen zu Ende. Auf dem Programm standenrund 300 Vorträge über Themen von der Antike bis zur Gegenwart. Dernächste Historikertag findet 2008 in Dresden statt.
Bei den Diskussionen über das Thema «Geschichtsbilder» sei es umdrei Dinge gegangen: die Auseinsandersetzung mit Bildern alshistorische Quelle, das Entstehen von Geschichtsbildern im Kopf unddie besondere Bedeutung der wachsenden Zahl an Film- und TV-Dokumentationen in der Mediengesellschaft. Dabei stießen bestimmte,vor allem auf hohe Quoten zielende Produktionstechniken auf Kritikbei einigen Historikern. Auch der meist nur wenige Sekunden langeEinsatz von Zeitzeugen wurde wegen der «Schnipselei» als manipulativund daher problematisch bezeichnet. Der Kampf um die Deutungshoheitund Vermittlungskompetenz sei härter geworden, sagte Funke. «Wirhoffen, einen Reflexionsprozess in Gang gesetzt zu haben.»
Der Münsteraner Althistoriker bekräftigte seine Kritik an derStudien- und Hochschulreform. Die Wissenschaftlichkeit derHistorikerausbildung sei durch die weitgehend verschulten Bachelor-und Masterstudiengänge zunehmend gefährdet. Auch reichten dieLehrkapazitäten für diese sehr personalintensiven Studiengänge längstnicht aus. «Wir ersticken an der hohen Zahl der Studierenden.» JedeLehrveranstaltung werde abgeprüft. In den nächsten Jahren müsse diePersonalstruktur entsprechend verbessert werden, sonst werde dasganze Ausbildungssystem kollabieren.
Positiv würdigte der Verbandsvorsitzende Funke die Eröffnungsredevon Bundestagspräsident Norbert Lammert am Dienstag. Der CDU-Politiker habe darauf abgezielt, die aktuellen Irritationen zwischenDeutschland und Polen überwinden zu helfen. Lammert hatte Polen undDeutsche aufgerufen, um gemeinsame Geschichtsbilder über dieVergangenheit zu ringen. Am 28./29. September steht in Warschau einegemeinsame Konferenz des deutschen und des polnischenHistorikerverbandes bevor. Thema: «Gedächtnis der Deutschen,Gedächtnis der Polen vom 19. bis 21. Jahrhundert».