35 Jahre Kunsthalle Rostock 35 Jahre Kunsthalle Rostock: «Ein Stück deutscher Kulturgeschichte»

Rostock/dpa. - Mit «Sozialistischer Kunst im Bezirk Rostock»wurde der einzige Neubau eines Kunstmuseums in der DDR vor 35 Jahrenam 15. Mai 1969 eröffnet. Seitdem zeigte die Rostocker Kunsthalleunzählige Ausstellungen - bis zur Wende rund 20 im Jahr. 100 000Besucher lockte der gradlinige Backsteinbau mit weißerKunststeinverkleidung jährlich an den Schwanenteich.
Ihre Existenz verdankt die Kunsthalle einer internationalenVeranstaltung, die zu DDR-Zeiten Kunst aus dem «nichtsozialistischenAusland» nach Rostock, dem «Tor zur Welt», brachte. «Die Wiege derKunsthalle ist die Biennale der Ostseeländer», sagtKunsthallenleiterin Katrin Arrieta.
Als in den 60er Jahren in Rostock regelmäßig die Messe «Ostsee-Wochen» stattfand, wurde bereits parallel Kunst von Ostseeanrainerngezeigt. Vor allem auf Drängen des späteren Gründungsdirektors HorstZimmermann und des Künstlers Jo Jastram entstand von 1967 bis 1969die Kunsthalle als repräsentativer Ort für die alle zwei Jahreausgerichtete Biennale. Künstler aus «sozialistischen Bruderstaaten»,aber eben auch aus Finnland und anderen skandinavischen Ländernzeigten ihre Werke. «Das war damals sensationell», sagtKunsthistorikerin Arrieta.
Von Anfang an habe sich die Kunsthalle an einer überregionalen,internationalen Ausstrahlung orientiert, und das in einer Zeit, alsdie DDR sich noch um diplomatische Anerkennung bemühte, erinnertesich Zimmermann 1994 zum 25. Jubiläum. «So wurde die Kunsthalle immermit besonderer politischer Aufmerksamkeit und Skepsis beobachtet.»Neben «Angewandter Kunst aus der CSSR» (1973) und «Gegenwartskunstaus Rumänien» (1985) zeigte die Kunsthalle neben den Biennalen auchAquarelle von Kaarlo Koroma aus Finnland (1978) oder Grafiken undPlastiken aus Norwegen (1980). Verbunden ist die Kunsthalle auch mitdem Namen des Malers Otto Niemeyer-Holstein (1896-1984), der vorallem durch seine Landschaftsbilder bekannt wurde und dem Museum eineumfangreiche Schenkung hinterließ.
Die Kunsthalle verfügt über 500 Gemälde, 6000 grafische Blätterund 200 Plastiken. Auf den Ausstellungs- und Bestandslisten findensich neben Niemeyer-Holstein und Jastram Namen wie Kate Diehn-Bitt,Carl Lohse, Fritz Tröger und Otto Manigk. Arrieta spricht vonVertretern der «Ostdeutschen Moderne», die viel mehr umfasse als dieKunst der DDR. «Viele der Künstler haben ihre Wurzeln in der Zeit vor1949, als die DDR gegründet wurde.» Für die Stadt Rostock verkörpertder «Bau und die Institution Kunsthalle» ein Stück deutscherKulturgeschichte.
Derzeit zieht es jährlich 20 000 Besucher in die Kunsthalle - einFünftel der Besucherzahlen vor der Wende. Allerdings muss dieEinrichtung auf den zu DDR-Zeiten «verordneten Kulturbesuch» ausBetrieben und Schulen verzichten. Immer wieder wird dieKunsthallenchefin gefragt, wann es wieder die «Biennale derOstseeländer» gebe. Doch vor dem Hintergrund starker Sparzwänge - dieKunsthalle war zwischenzeitlich vom Aus bedroht - sind die Chanceneher gering. Dennoch verfolgt Arrieta eine bereits in den 60er Jahrenentstandene Idee, die Kunsthalle durch einen Anbau zu erweitern.«Diese Zukunftsvision darf man nicht aufgeben.»
Die Kunsthalle zeigt anlässlich ihres Jubiläums noch bis zum 13.Juni einen Querschnitt aus ihren Sammlungen mit Werken aus Malerei,Grafik und Plastik des 20. Jahrhunderts.