10. Todestag von Falco 10. Todestag von Falco: Ikonen-Hype und Nachlass-Streitereien
Wien/dpa. - «Muss ich denn sterben um zu leben» singt derösterreichische Pop-Star Falco in der kurz vor seinem jähen Todproduzierten Single «Out of the Dark». Zehn Jahre nach dem tragischenUnfall am 6. Februar 1998 hat es der Sänger mit dem richtigen NamenJohann Hölzl in den österreichischen Musikhimmel geschafft und giltals unsterblicher Mythos. Über seinen Nachlass wird erneutgestritten, eine nicht leibliche Tochter will ihn wieder als ihrenVater sehen und ein Film wie zahlreiche Neuerscheinungen stilisierenihn zur alpenländischen Musikikone.
«Ohne seinen vorzeitigen Unfalltod (...) wäre ihm der dubioseGlanz der "Kultfigur", die rückwirkende Überhöhung zum Weltstar undSuper-Charismatiker nicht ohne weiteres zu Teil geworden», vermutetdas österreichische Nachrichtenmagazin Profil. In Österreich habe dieposthume Verklärung insbesondere unliebsamer Künstler einigeTradition. Denn Anerkennung findet der als arrogant und exzentrischgeltende Sänger mit seinem eigenwilligen Musikstil zu Lebzeiten mehrim Ausland als in der Heimat. Bereits sein erster Titel «Ganz Wien(...ist heut auf Heroin)» erhält Spielverbot im Radio. Ebenfallsgeächtet werden spätere Falco-Hits wie «Der Kommissar» und der 1985erschienene Titel «Jeanny», in dem er ein Sexualverbrechen zubesingen scheint.
Mitte der 80er Jahre erlebt Falco international einenkometenhaften Aufstieg: Mit Welterfolgen wie «Rock me Amadeus» oder«Coming Home» holt er 75 Goldene Schallplatten und hält sich alserster deutschsprachiger Künstler wochenlang auf Platz eins deramerikanischen «Billboard»-Charts. Mit seinem deutsch-englischenSprechgesang mit Rock-Elementen macht er eine neue Musikform bekannt,Jahre bevor die Rap-Welle über den Ozean nach Europa schwappt. «Falcoist der Godfather des weißen Rap», sagt der Journalist und ehemaligeWeggefährte des Sängers, Rupert Leutgeb. Der Österreicher sei invielen Bereichen seiner Zeit weit voraus gewesen.
Doch der ehemalige Straßenmusiker ist dem Erfolg nicht gewachsen,Drogen-Affären und familiäre Probleme stürzen ihn Ende der 80er ineine tiefe Krise. Mit seinen neuen Platten kann er nie mehr an diefrühen Erfolge anschließen, 1996 zieht er in die DominikanischeRepublik. Das neue Album «Out of the Dark» ist fast fertig, als er1998 wenige Tage vor seinem 41. Geburtstag in seiner Wahlheimat beieinem Autounfall stirbt. Das große Comeback erlebt er selbst nichtmehr: Die posthum veröffentlichte Single «Out of the Dark» schafft esin die Charts, Verschwörungs-Theorien und Gerüchte machen den Mannmit schwarzer Lederjacke und gegelten Haar zum Mythos.
«Falco wird nach wie vor sehr viel gespielt», sagt Leutgeb. NachSchätzungen habe der Sänger bisher 40 bis 60 Millionen Tonträgerverkauft - mehr als das ganze Genre des Austro-Pop zusammen. «DasInteresse wird momentan immer stärker», sagt auch der Bandleader undSänger der «Falco Tribute Band», Martin Böhm. Gerade junge Menschenentdeckten den Sänger neu und fühlten sich von seinen tiefgründigenTexten angesprochen: «Wenn man sich mit ihm beschäftigt, wird erimmer interessanter.»
Zur Legendenbildung wird auch der neue Film «Falco - Verdammt, wirleben noch!» beitragen, der passend zum 10. Todestag in dieösterreichischen Kinos kommt. Musikalisch erinnert eine aufwendigproduzierte neue DVD mit dem einzigen Liveauftritt des Sängers mitOrchester an Falco; zwischenmenschliche Spekulationen erhalten mitdem Buch «Falco war mein Vater» der 21-jährigen Tochter der Ex-Fraudes Sängers, Katharina Bianca Vitkovic, neuen Zündstoff. Darinbehauptete die Frau, dass der Sänger ihr leiblicher Vater ist, obwohlVaterschaftstests das nicht ergeben hatten. Falco-T-Shirts, Tassenund Poster wird es bei der «Falco Convention Night», einem Treffender internationalen Fanclubs am 9. Februar in Wien, geben. «Zu seinemzehnten Todestag wird er hier mehr gefeiert als zu seinem 50.Geburtstag im vergangenen Jahr - das ist typisch österreichisch»,sagt Falco-Sänger Böhm. Seine Landsleute hätten schon immer einenHang zum Morbiden gehabt.