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Zweiter Weltkrieg Zweiter Weltkrieg: Sowjetarmee rieb im Frühjahr 1945 die deutsche Ostfront auf

22.02.2005, 18:29
Tausende deutsche Kriegsgefangene lebten während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach in der Sowjetunion. (Foto: dpa)
Tausende deutsche Kriegsgefangene lebten während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach in der Sowjetunion. (Foto: dpa) PHOENIX

Moskau/dpa. - Die Schrecken von Tod und Vernichtung, die die deutschen Angreifer seit 1939 über ihre Nachbarn gebracht hatten, richteten sich nun endgültig gegen sie selbst. Im Januar 1945 begann die verzweifelte Massenflucht der deutschen Bevölkerung aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien. Am 30. Januar 1945 versenkte auf der eisigen Ostsee ein sowjetisches U-Boot den Dampfer «Wilhelm Gustloff», mehr als 5300Menschen, meist Flüchtlinge, starben.

Hitlers Generäle standen der so genannten Winteroffensive machtlos gegenüber. Die 1. Weißrussische Front (Heeresgruppe) unter dem Befehl von Marschall Georgi Schukow hatte Warschau erobert und seit Ende Januar bei Küstrin und Frankfurt Brückenköpfe an der Oder gebildet. Andere Heere drangen in Richtung Ostsee vor und riegelten Ostpreußen ab. Posen fiel nach vier Wochen Widerstand. Am 26. Februar brach dieRote Armee in Hinterpommern zur Ostsee durch, sechs Tage darauf erreichten sowjetische Panzer die Küste bei Kolberg.

Im Süden rückte die 1. Ukrainische Front von Marschall Iwan Konjew vor. Sie belagerte seit dem 27. Januar die von den Nazis zur Festung erklärte Stadt Breslau (heute Wroclaw), die ein Volkssturm von alten Männern und Jugendlichen unter schweren Verlusten schließlich noch bis zum 6. Mai verteidigte. Das oberschlesische Industrierevier, das Stalin als «Gold» bezeichnet hatte, wurde bis Ende Februar fast unzerstört erobert.

Die deutschen Truppen im besetzten Polen, die Heeresgruppen A,Mitte und Weichsel, wurden bei dem raschen Vormarsch der Sowjets überHunderte von Kilometern aufgerieben oder eingekesselt. Es gab keinezusammenhängende deutsche Verteidigungslinien mehr. Die pommerscheKüstenstadt Kolberg, über die Hitler noch den Durchhaltefilm«Kolberg» drehen ließ, kapitulierte am 18. März. In Danzig (Gdansk)streckte die Wehrmacht am 30. März die Waffen, in der fast völligzerstörten Stadt Königsberg (Kaliningrad) am 9. April.

Auf allen Seiten forderten gerade die letzten Kriegsmonate diehöchsten Opferzahlen. Doch weder der militärische Zusammenbruch im Osten, noch die apokalyptischen Szenen der Flüchtlingstrecks und Bombenangriffe auf deutsche Großstädte brachten den verblendeten deutschen Führer zum Einlenken. Sein Propagandaminister Joseph Goebbels forderte am letzten Februartag 1945 über das Radio die Deutschen zum Durchhalten auf. «Wir wollen lieber sterben als kapitulieren.»

Noch Ende März 1945 wies Hitler den «Mythos» zurück, dass die RoteArmee Berlin einnehmen könne. Bis Mitte April arbeiteten sich diesowjetischen Kräfte soweit an die Oder vor und rüsteten für denletzten Schlag gegen Nazi-Deutschland. Die Heerführer Schukow, Konjewund Konstantin Rokossowski konnten ihren von Stalin geschürtenWettlauf um die 80 Kilometer entfernte deutsche Reichshauptstadtbeginnen.