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Zumwinkel tritt als Post-Chef zurück

15.02.2008, 14:26

Berlin/Bonn/dpa. - Post-Chef Klaus Zumwinkel tritt zurück. Der 64-jährige Topmanager zieht damit die Konsequenzen aus den Ermittlungen wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.

Zumwinkel werde «im Interesse des Unternehmens» sein Amt zur nächsten Aufsichtsratssitzung an diesem Montag niederlegen, teilte die Deutsche Post am Freitag in Bonn mit. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) begrüßten den Rückzug und nahmen das Rücktrittsangebot umgehend an.

Bei einer Razzia waren am Donnerstag das Privathaus Zumwinkels in Köln und dessen Büro in der Bonner Konzernzentrale durchsucht worden. Ein Haftbefehl gegen den Postchef war nach seiner Vernehmung durch die Bochumer Staatsanwaltschaft gegen eine Kaution ausgesetzt worden.

Zumwinkel, der fast 18 Jahre an der Spitze der Post stand, galt als einer der angesehensten und mächtigsten deutschen Manager. Er wird auch den Vorsitz im Aufsichtsrat der Deutschen Telekom räumen. «Davon dürfen Sie ausgehen», sagte Steinbrücks Sprecher Torsten Albig. Nach Angaben der Post wird Zumwinkel auch als Aufsichtsratschef der Postbank abtreten. Der Bund ist Großaktionär bei den DAX-Schwergewichten Post AG und Telekom AG.

Regulär läuft Zumwinkels Vertrag an der Spitze der Post erst Ende des Jahres aus. Der Post-Aufsichtsrat wird den Rücktritt formal an diesem Montag billigen. Vertreter der Bundesregierung in dem Kontrollgremium haben laut Albig «sehr professionell darauf hingewirkt und alles Notwendige getan», um eine angemessene Lösung herbeizuführen. Als potenzieller Nachfolger wird Logistikvorstand Frank Appel gehandelt. Auch Finanzvorstand John Allan (59) könnte vorläufig die Geschäfte führen.

Am Freitag arbeitete Zumwinkel in der Bonner Post-Zentrale in seinem Amt, teilte Konzernsprecher Manfred Harnischfeger in Bonn. «Es gibt keinen Grund für ihn, sich anders zu verhalten.» Der angebotene Rücktritt sei seine «persönliche Entscheidung» gewesen, die er auch nach Beratung mit seiner Familie getroffen habe. Es sei «nicht ausgeschlossen, dass man seinen Rat auch weiterhin suchen wird».

Merkel kritisierte das Verhalten des Postchefs in der Affäre. «Die Bundeskanzlerin hätte sich durchaus gewünscht, dass sich Herr Zumwinkel öffentlich zu den Vorwürfen äußert», sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Dies wäre für die Post-Mitarbeiter und die Bürger von Interesse gewesen. Einzelfälle wie die Vorwürfe gegen Zumwinkel kosten aus Sicht der Kanzlerin Vertrauen. «Für viele Menschen stellt sich auch die Frage der Glaubwürdigkeit.» Die große Mehrheit der Manager arbeite seriös und mit einem großen Einsatz.