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Zerstörungsfreie Stammzellgewinnung stößt auf Skepsis

11.01.2008, 12:55

Cambridge/Hamburg/dpa. - US-Forscher haben nach eigenen Angaben menschliche embryonale Stammzellen gewonnen, ohne den Embryo zu zerstören. Die Methode stößt allerdings auf Zurückhaltung bei deutschen Stammzellforschern.

«Man kann nicht garantieren, dass die Prozedur den Embryo nicht schädigt», betonte Prof. Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster. Zudem sei das vorgestellte Verfahren in Deutschland verboten. Schölers Kölner Kollege Prof. Jürgen Hescheler bewertete die Methode aber als «sehr gute Quelle für menschliche embryonale Stammzellen».

Die Wissenschaftler um Robert Lanza von der US-Firma Advanced Cell Technologies (ACT) berichten im Fachjournal «Cell Stem Cell» (online vorab veröffentlicht) von einer Technik, mit der sich Stammzellen aus einem frühen Embryostadium gewinnen lassen, ohne dass der Embryo zerstört werde. «Sie haben nicht gezeigt, dass sich ein Kind daraus entwickeln kann», erläuterte Hescheler von der Deutschen Gesellschaft für Stammzellforschung. Die US-Forscher hätten aber nach eigenen Angaben dieselbe Technik verwendet wie für die sogenannte Präimplantationsdiagnostik (PID), mit der routinemäßig Reagenzglasbabys auf Erbkrankheiten untersucht werden können. In Deutschland ist die PID verboten.

Die Gruppe um Lanza war im Jahr 2006 für eine ähnliche Veröffentlichung in die Kritik geraten. Bereits die damalige Publikation hatte den Eindruck erweckt, Stammzellen seien zerstörungsfrei gewonnen worden, was aber nicht stimmte. Die Studie wurde auf die Kritik hin und wegen kleinerer Fehler später «ergänzt». Nach Heschelers Worten ist bei der neuen Studie vor allem die Effizienz der Stammzellgewinnung erhöht worden.