Zeitung: Streit im EADS-Verwaltungsrat um Werksverkäufe
München/dpa. - Der geplante Verkauf mehrerer Werke sorgt nach einem Zeitungsbericht im Verwaltungsrat des europäischen Flugzeugbau- und Rüstungskonzerns EADS für Streit.
Am Freitag sei in dem Gremium ein Machtkampf entbrannt, berichtete die «Augsburger Allgemeine» (Samstag) unter Berufung auf europäische Industriekreise. Vor allem deutsche und französische Mitglieder des Verwaltungsrates seien aneinander geraten. Ein EADS-Sprecher wollte den Bericht am Freitagabend nicht kommentieren.
Der geplante Verkauf mehrerer Airbus-Werke ist zentraler Baustein des milliardenschweren Sparprogramms «Power8», mit dem EADS seine krisengebeutelte Flugzeugtochter wieder flott machen will. In letzter Zeit hatte es aber Spekulationen gegeben, dass die Pläne auf Eis gelegt werden könnten, weil die Investoren wegen der Dollar-Schwäche abgeschreckt würden.
Zur Disposition stehen in Deutschland die Airbus-Werke Varel, Nordenham und Laupheim sowie das für Airbus produzierende EADS-Werk in Augsburg. Verkaufen will Airbus auch die Werke Méaulte und Saint- Nazaire Ville in Frankreich sowie Filton in Großbritannien. Für die deutschen Airbus-Werke bietet die Bremer OHB, für die französischen der Konzern Latécoère aus Frankreich und für Varel die britische GKN. Zudem ist der US-Konzern Spirit bereit, alle deutschen und französischen Werke zu kaufen.
Während sich die deutsche Seite mittlerweile für einen Stopp des Verkaufsprozesses ausspreche, wollten französische Mitglieder des Verwaltungsrates an der Veräußerung der Werke festhalten, hieß es in dem Zeitungsbericht. Auf deutscher Seite sind unter anderem Spitzenmanager des EADS-Aktionärs Daimler in dem Gremium vertreten. Bereits zuvor hatte der EADS-Sprecher die Spekulationen um eine mögliche Verschiebung der Werksverkäufe gedämpft. «Es gibt keinen neuen Sachstand. Wir sind mit allen Bietern weiter im Gespräch. Wir verkünden eine Entscheidung, wenn sie getroffen ist», sagte er.
Angesichts des Dollar-Kursverfalls hatte der Konzern bereits seinen Sparkurs verschärft. Flugzeuge werden international in Dollar abgerechnet, ein beträchtlicher Teil der Kosten fällt jedoch im Euroraum an. Unbestätigten Informationen zufolge sollen die Airbus-Gewerkschaften am Montag über den Stand der Dinge informiert werden. «Die Idee konkretisiert sich, doch sie müsste noch vom Verwaltungsrat gebilligt werden», hatte ein Insider der Pariser Finanzzeitung «La Tribune» gesagt.
Die Gewerkschaften befürchten, dass die verkauften Werke über kurz oder lang geschlossen werden und die Fertigung in den Dollarraum verlagert wird. Sie haben bereits harten Widerstand angekündigt.