Zeitung: Osnabrück von Manipulationen betroffen
Hannover/dpa. - Nach Informationen der «Neuen Osnabrücker Zeitung» sollen Spieler des VfL Osnabrück in mögliche Spielmanipulationen in der 2. Fußball-Bundesliga verwickelt sein.
Nach Angaben der Zeitung verdächtigt die Staatsanwaltschaft Bochum als Drahtzieher einen 34-Jährigen aus Lohne, der mit Hilfe von VfL-Profis zwei Spiele aus der vergangenen Saison manipuliert haben soll. Bei den Partien soll es sich um die Auswärtsspiele der Osnabrücker beim FC Augsburg (0:3) am 17. April 2009 und beim 1. FC Nürnberg (0:2) am 13. Mai 2009 handeln.
Die Staatsanwaltschaft machte am Freitag auf einer Pressekonferenz hingegen keine genauen Angaben über betroffene Spiele, Vereine und Personen. Insgesamt stehen 200 Begegnungen in neun europäischen Ländern und auch aus der Champions League und Europa League im Fokus. Ferner gibt es 200 Tatverdächtige.
Osnabrück reagierte überrascht auf den Pressebericht. «Wir waren sehr überrascht, als wir von den Mutmaßungen gelesen haben und werden uns nicht an Spekulationen beteiligen», teilte Präsident Dirk Rasch in einer Presseerklärung mit. Ob bei den betroffenen Zweitligapartien auch ehemalige VfL-Fußballer betroffen sind, sei dem Verein zur Zeit nicht bekannt. «Wir werden uns selbstverständlich für eine enge Zusammenarbeit mit dem DFB, der DFL und der Staatsanwaltschaft zur Verfügung stellen», sagte Rasch, dem an einer «umfassenden Aufklärung des Sachverhaltes aus eigenem Interesse natürlich sehr gelegen ist. Wichtig ist für uns zu betonen, dass der Verein VfL Osnabrück der Leidtragende ist.»
Osnabrücks damaliger Trainer Claus-Dieter Wollitz, jetzt bei Energie Cottbus tätig, war geschockt. «Das ist für mich das Allerschlimmste. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil man jede einzelne Szene durchgeht. Ich bin nicht nur erschüttert, sondern am Boden zerstört. Ich habe immer gedacht, der Fall Hoyzer wäre ein Einzelfall. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.»
Der verdächtige Mann aus Lohne soll am Donnerstag verhaftet worden sein. Im Rahmen der bundesweiten Polizeiaktion soll auch die Wohnung eines der verdächtigen Profis durchsucht worden sein. Er spielt seit Sommer 2009 nicht mehr beim VfL.
Der Verhaftete habe laut Vorwurf der Staatsanwaltschaft hohe Summen auf die beiden VfL-Spiele gesetzt und sich dabei auf eine Tordifferenz festgelegt, die dann tatsächlich eintrat. So soll er für die Augsburg-Partie beim asiatischen Anbieter «sbobet» 150 000 Euro darauf gewettet haben, dass die Gastgeber mit drei Toren Unterschied gegen den VfL gewinnen. Aus abgehörten Telefonaten einer Sondereinheit der Polizei Bochum gehe hervor, dass der Verdächtige Kontakt zu einem Profi des VfL Osnabrück aufgenommen habe, der in dem Spiel mitwirkte. Außerdem soll der 34-Jährige von der Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit zwei weiteren VfL-Spielern aus der letzten Saison gebracht worden sein.
Im letztjährigen Team soll es nach Angaben der «Neuen Osnabrücker Zeitung» einige Profis gegeben haben, die regelmäßig und teilweise mit erheblichen Summen auf Fußballspiele gewettet haben. Einem Spieler, der sich wegen Wettschulden offenbarte, soll ein Gehaltsvorschuss gezahlt worden sein - unter der Voraussetzung, dass er sich in eine Therapie begibt.