Zehnte Woche der Angriffe Zehnte Woche der Angriffe: Stammeskämpfer melden Sieg bei Tora Bora

Islamabad/Washington/dpa. - Nach der Eroberung der letzten El-Kaida-Stellungen seien die Kämpfe in den Bergen von Tora Bora eingestellt worden, sagte Hadschi Mohammed Saman, ein Kommandeur der Anti-Taliban-Truppen der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur. Auch das US-Militär habe die heftigen Luftangriffe gestoppt. Das Gebiet werde nun «gesäubert». Rund 200 El-Kaida-Kämpfer seien getötet und weitere 35gefangen genommen worden. Über den Aufenthaltsort von El-Kaida-Chef Osama bin Laden sei nichts bekannt, sagte Saman.
Nach übereinstimmenden Berichten von US-Medien hatte dasamerikanische Militär in der vergangenen Woche einen Funkspruch über einen Sender mit kurzer Reichweite abgefangen, in dem Bin Laden Befehle gegeben habe. Es sei wahrscheinlich, dass er sich nach wie vor in der Region im Osten Afghanistans aufhalte, hieß es. Der US-Sender Fox meldete dagegen unter Berufung auf Kommandeure der Anti-Taliban-Truppen, es werde vermutet, dass sich Bin Laden und seine engsten Gefolgsleute während der Verhandlungen über eine Feuerpause aus Tora Bora abgesetzt hätten.
Nach Berichten der britischen BBC sind rund 500 El-Kaida-Kämpfer noch auf der Flucht. Pakistanische Grenzwächter hätten in den vergangenen vier Tagen mindestens 40 El-Kaida-Flüchtlinge festgenommen, 31 davon allein am Freitag, meldeten pakistanische Zeitungen am Sonntag. In einem pakistanischen Krankenhaus wurde ein französischer Taliban-Kämpfer arabischer Abstammung festgenommen. Insgesamt etwa 80 bis 100 Franzosen hätten mit den El-Kaida-Truppengekämpft, erklärte der 21-Jährige nach Angaben der französischen Zeitung «Le Journal du Dimanche».
US-Verteidigungsminister Rumsfeld sprach nach Angaben des US-Senders CNN in Bagram mit Karsai und anderen Mitgliedern der neuen afghanischen Übergangsregierung, die am kommenden Samstag die Macht in Kabul übernehmen soll. Vor US-Truppen bekräftigte Rumsfeld, für einen Angriff auf die USA müsse es eine Strafe geben. Ihre Aufgabesei noch lange nicht erfüllt, sagte er den Soldaten. Der Pentagon-Chef wollte über Usbekistan nach Brüssel weiterreisen, wo er Anfang der Woche an einem Treffen der NATO-Verteidigungsminister teilnehmen wollte.
Das US-Militär fand in einer Einrichtung nahe ihrem Stützpunkt bei Kandahar Materialien und Dokumente, die möglicherweise auf chemische, biologische und und radioaktive Waffen hindeuten. Der Fund rund fünf Kilometer östlich von Camp Rhino «umfangreich und bedeutend», sagte Rumsfeld nach CNN-Angaben. «Möglicherweise finden wir etwasInteressantes.» Bin Laden hatte vor Wochen mit dem Einsatz von Massenvernichtungsmitteln gedroht.
In einem El-Kaida-Lager in Kandahar fand ein Reporter derbritischen Sonntagszeitung «The Observer» nach eigenen Angaben einen Plan für Bombenanschläge im Londoner Finanzdistrikt. Die Terroristen hätten offenbar eine Bombe von so vernichtender Sprengkraft wie bei den Terroranschlägen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania vor drei Jahren zünden wollen.