Zehnjahres-Vergleich Zehnjahres-Vergleich: Probleme bei Bestattungs-Zulieferern

Köln/dpa. - Die deutschen Zulieferer des Bestattungsgewerbesklagen über starke Einbußen wegen billigerer Konkurrenz ausOsteuropa. Die Sargproduktion sank im ersten Halbjahr 2004 imJahresvergleich um 8 Prozent auf 143 000 Stück, teilte der Verbandder Deutschen Zulieferindustrie für das Bestattungsgewerbe (VDZB) amDonnerstag in Köln mit. Zugleich schrumpfte der Umsatz um zehnProzent auf 30 Millionen Euro. Auch ein Trend hin zu Feuer- undAnonymbestattungen bremse das Geschäft.
Im Zehnjahres-Vergleich fiel der Rückgang für die Zulieferer, dieneben Särgen auch Bestattungsbedarf wie Wäsche herstellen, nochdrastischer aus. Wurden 1993 noch 505 000 Särge im Inland gefertigt,waren es 2003 nur noch 299 000 - ein Minus von 40 Prozent. 2004werden Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten voraussichtlich noch275 000 Särge herstellen. Ähnlich negativ sei die Entwicklung bei derBestattungswäsche verlaufen. Auch die Zahl der Arbeitsplätze seideutlich auf derzeit noch «1500 bis 2000» gesunken, betonte derVerband.
Hauptursachen für die Abwärtsbewegung seien ein «erdrückender»Import aus osteuropäischen Ländern, sinkende Sterbezahlen und vorallem die Zurückhaltung der Hinterbliebenen beim Geldausgeben. «DerGeiz-Ist- Geil-Trend zeigt sich auch in unserer Branche», kritisierteder stellvertretende VDZB-Geschäftsführer Bert Hassel. Vor allem seitdem Wegfall des Sterbegeldes zu Jahresbeginn werde stark gespart.Laut Verbraucherinitiative «aeternitas» ist der Preis das wichtigsteArgument für die Wahl einer Bestattung. Nur noch rund ein Drittel derMenschen sei bereit, die Durchschnittskosten von 5000 Euro für eineBestattung zu zahlen.
«Auch aus Bequemlichkeit» steigt dem VDZB zufolge die Zahl derEinäscherungen - bundesweit inzwischen auf einen Anteil von 40Prozent - und auch an anonymen Beisetzungen auf einem Gräberfelddeutlich an. Da Grabpflege für entfernt wohnende Angehörige oft nichtmehr machbar sei, verfüge eine «ganz dramatisch zunehmende Zahl»älterer Leute schon zu Lebzeiten ihre anonyme Bestattung. DerVerband, der sich 2003 gründete und derzeit 75 Mitgliedsfirmen hat,sieht zudem die derzeit rückläufigen Sterbezahlen als Grund für dasMinus der Branche. «Wenn man es übertrieben sagen will, muss manGeduld haben», sagte VDZB-Präsident Otto-Kurt Hollmann.