ZDF: Razzia für Postchef Zumwinkel
Köln/Bonn/dpa. - Die Polizei hat am Donnerstagmorgen nach einem Bericht des ZDF das Privathaus und das Büro des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel, durchsucht.
Nach Informationen des Senders soll gegen den Topmanager ein Haftbefehl wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung vorliegen. Die Staatsanwaltschaft prüfe, ob Zumwinkel über zehn Millionen Euro am Fiskus vorbei nach Liechtenstein geschleust habe.
Die Staatsanwaltschaft Bochum bestätigte Durchsuchungen in Bonn und Köln «wegen eines Steuerstrafverfahrens». Der Sprecher der Schwerpunktstaatsanwaltschaft Wirtschaftskriminalität, Bernd Bieniossek, wollte jedoch weder bestätigen, dass sich die Durchsuchungen gegen Postchef Klaus Zumwinkel richteten, noch dass die Büro- oder Privaträume Zumwinkels im Visier der Ermittler stehen. «Während einer laufenden Aktion gibt es keine solche Aussagen», sagte Bieniossek auf Anfrage. Auch die Kölner Polizei konnte keinen näheren Angabe machen. «Wir wissen von nichts», sagte ein Polizeisprecher.
Die Ermittler begannen laut ZDF mit ihren Razzien zeitgleich gegen sieben Uhr in der Zentrale des Konzerns in Bonn und in der Villa Zumwinkels im Kölner Stadtteil Marienburg. Die Operation sei seit Wochen unter strengster Geheimhaltung geplant worden. Klaus Zumwinkel, der auch Aufsichtsratschef der Telekom und der Postbank ist, steht seit fast 19 Jahren an der Spitze der Deutschen Post.
Abgesehen von zahlreichen Journalisten gab es weder vor der Villa Zumwinkels in Köln-Marienburg noch vor dem Post-Tower Hinweise auf die Razzien. In der Villa des Postchefs, vor der morgens um 7 Uhr mindestens zehn Beamte in Zivil erschienen waren, waren die Vorhänge zugezogen.
Nach «Spiegel»-Informationen wird dem Post-Chef Steuerhinterziehung mit Hilfe einer Stiftung im Fürstentum Liechtenstein vorgeworfen. Das Vermögen der Stiftung betrug zuletzt mehr als zehn Millionen Euro. Aus umfangreichen Aufzeichnungen eines Liechtensteiner Geldinstituts soll hervorgehen, dass der Post-Chef auch überlegte, sein Vermögen nach Asien oder auf die Cayman-Inseln zu verlagern, wie «Spiegel»-Online weiter berichtete.