Zahlungsmoral Zahlungsmoral: Schufa-Auskunft hält Einzug im Handwerk
Halle/MZ. - "Wir wissen, dass dies für manche unserer Kollegen wie für deren Kunden ein heikles Thema ist", räumt Jürgen Rogahn, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Halle, ein. Doch was sei besser: Aufträge um jeden Preis, die in die eigene Pleite führen, oder lieber auf einen unsicheren Auftrag verzichten? Die Antwort liegt für Rogahn auf der Hand. Deshalb hat sich die Kammer, die rund 15 400 Betriebe im südlichen Sachsen-Anhalt vertritt, mit der Schufa, der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, zusammengetan. Ein gestern geschlossener Vertrag regelt, wie Handwerker künftig kostengünstig das Zahlungsverhalten privater Auftraggeber prüfen können.
"Natürlich geht auch in diesem Fall nichts ohne das Einverständnis des Kunden", betont Rainer Neumann, Vorstandsvorsitzender der Schufa Holding AG. Dieses müsse ausdrücklich mit persönlicher Unterschrift gegeben werden, wie übrigens bei jeder Kreditanfrage auch. Letztere machen das Tagesgeschäft der Schufa aus, die täglich rund 200 000 Auskünfte zur Kreditwürdigkeit an ihre Vertragspartner gibt. "Dabei sind 93 Prozent aller Auskünfte positiv", betont Neumann. Nur in sieben Prozent der Fälle legten die bei der Schufa gespeicherten Daten den Kreditgebern nahe, vom jeweiligen Geschäft lieber Abstand zu nehmen.
Dass die Schufa-Auskunft, die bei der Kreditvergabe heute ebenso obligatorisch sei wie beim Ratenkauf eines Autos oder teurer Möbelstücke und auch bei Abschluss eines Mobilfunkvertrages mit Handy, im Handwerk auf Schwierigkeiten stoßen sollte, glaubt Neumann nicht. Bislang sei nur für viele Handwerksfirmen die Kostenschwelle dafür zu hoch gewesen. Allein für die Schufa-Mitgliedschaft, ohne die es keine Auskunft gibt, sind 600 Euro im Jahr fällig. Hinzu kommen Investitionen in Computertechnik und sichere Datenleitung.
Beim jetzt geschlossenen Vertrag zwischen Kammer und Schufa, der auch auf Anregung der sachsen-anhaltischen Bundestagsabgeordneten Uda Heller (CDU) zustande kam, entfallen diese Aufwendungen für die einzelnen Betriebe. Sie zahlen lediglich pro Anfrage zehn Euro. Die Kammer bietet die nötige Infrastruktur und garantiert der Schufa, dass kein Missbrauch stattfindet. Rogahn: "Wir bieten diese Leistung ausschließlich Mitgliedsfirmen an."