Yukos-Konzern Yukos-Konzern: Mögliche Pleite hätte keine Folgen für Total Raffinerie
Moskau/Leuna/MZ. - Der russische Yukos-Konzern,größter Erdöl-Förderer des Riesenreichs, zittertum seine Existenz. Für den Ölriesen lief letzteNacht die Frist zur Zahlung angeblicher Steuerschuldenin Höhe von 2,8 Milliarden Euro ab. AlexanderSchadrin, Sprecher des Unternehmens, hatteerklärt, dass diese Forderung mit Barmittelnnicht beglichen werden könne. "Das harte Eingreifender Steuerbehörden macht eine Yukos-Pleiteimmer wahrscheinlicher", sagte er.
Falls dem Konzern tatsächlich der Ölhahn vonaußen zugedreht würde, hätte das keine Auswirkungenauf die Total Raffinerie MitteldeutschlandGmbH. Wie Sprecher Olaf Wagner der MZ am Mittwochsagte, bestehe absolute Versorgungssicherheit."Unser Jahresbedarf von rund zehn MillionenTonnen Erdöl wird von einem Pool gedeckt,in den mehrere russische Förderfirmen einspeisen."Selbst wenn Yukos dazu gehören würde - wasin Leuna niemand weiß, weil die Rohstoff-BeschaffungAngelegenheit der internationalen Total-Einkaufsorganisationist - wäre das sofort kompensierbar, beruhigteWagner.
Bislang hatte der russische Fiskus den ÖlgigantenYukos bereits durch Nachzahlungen in Höhevon 5,5 Milliarden Euro für die Jahre 2000und 2001 bis ins Mark erschüttert. Aus Justizkreisenverlautete, dass mit weiteren Forderungenfür die Jahre 2002 und 2003 zu rechnen sei.
"Das ist wie eine Lawine. Das Ende istnicht abzusehen", meinte GeneralstaatsanwaltWladimir Ustinow. Präsident Putin hatte zwarversichert, er habe kein Interesse an einerZerschlagung von Yukos, doch pfeifen es inMoskau die Spatzen von den Dächern, dass dieJustiz die Demontage des Konzerns letztlichauf Druck des Kremls betreibt. Der Yukos-ChefMichail Chodorkowski, dem inzwischen der Prozessgemacht wurde, soll sich mit seinen politischenAmbitionen den Zorn Putins zugezogen haben.
Mitten in diese Affäre kommt am Donnerstag der Bundeskanzlerzu Gesprächen mit Putin nach Moskau. Währendsich Schröder und 15 deutsche Spitzenmanagerim Kreml von "Fortschritten im Russland-Geschäft"überzeugen wollen, könnten ein paar Straßenzügeweiter in der Yukos-Zentrale Gerichtsvollzieherim Schutz bewaffneter Kräfte Computer undAkten aus dem Gebäude schleppen. Eine fataleSituation. Trifft doch der Sturz des Ölriesenauch deutsche Investoren. Deutsche Bank undCommerzbank sind an einem Kredit internationalerGeldgeber für Yukos in Höhe von 810 MillionenEuro beteiligt. Darüber hinaus haben etlichedeutsche Fondsgesellschaften in Russland-Aktieninvestiert. Die Anleger müssen nun zusehen,wie ihre Einlagen rapide an Wert verlieren.