Wissenschaft und Wirtschaft Wissenschaft und Wirtschaft: Biotechnologie wird in Halle zum Renner
Halle/MZ. - Hallesche Wissenschaftler schlagen ein neues Kapitel der biotechnologischen Forschung und Entwicklung auf, um wirksame Waffen gegen schwere Krankheiten bereitzustellen. Dafür haben sich Institute der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit zwei Firmen, die vor wenigen Jahren von Wissenschaftlern der Universität gegründet worden sind, zu gemeinsamen Vorhaben zusammengeschlossen.
"Wachstumskern Technologien zur industriellen Produktion therapeutisch rekombinanter Proteine" heißt das Verbundprojekt, das vom Bundesforschungsministerium mit 3,3Millionen Euro gefördert wird. Ziel ist dabei nicht nur, effiziente Wege zur Herstellung solcher Bausteine des menschlichen Lebens zu finden. "Wir hoffen, dass unserer Vorhaben ausstrahlt in die internationale Pharmawelt und zur Ansiedlung von Unternehmen führt", benennt Prof. Rainer Rudolph seine Vision. Er verweist auf den schon heute gewaltigen Markt für therapeutische Proteine, mit denen ein zweistelliger Milliarden-Dollar-Betrag umgesetzt wird. Und dieser Markt wachse jährlich um 20Prozent.
Der Direktor des Instituts für Biotechnologie, das gleich drei Projektgruppen in den Wachstumskern eingebunden, gilt als Motor des Brückenschlages von der Grundlagenforschung zur praktischen Umsetzung in neuen Produkten. Die anderen Partner sind das Institut für Genetik, das Institut für Bioengineering sowie die Firmen ACGT Progenomics und Scil Proteins. Ein Zusammenschluss, den Sachsen-Anhalts Innovationsbeauftragter, Wirtschafts-Staatssekretär Manfred Maas, gern in höchsten Tönen lobt: "Das ist beispielgebend und bringt Vorsprung im internationalen Wettbewerb."
Hintergrund der Bemühungen ist, dass zwar die Wirkung bestimmter Proteine und deren Bauplan bekannt sind. Deren Herstellung aber gelingt aber allenfalls in aufwändiger Laborarbeit nach schier endlosen Fehlversuchen. Denn nicht in den in Wirts-Organismen wie Coli-Bakterien relativ leicht zu erzeugenden Ketten von Molekülen liegt das Geheimnis, sondern in deren Faltung und Verknüpfung. Erst richtig gefaltet und stabilisiert werden sie ihre biologisch wirksam. Und genau dieses Geheimnis wollen die Forscher enträtseln und großtechnisch nutzbar machen.
Was am Ende des Weges stehen könnte, machen die Erfolge der beteiligten jungen Firmen deutlich. ACGT Progenomics hat im Sommer den Durchbruch erzielt, um weltweit als erster ein Verfahren zur Früherkennung von Alzheimer anbieten zu können, wie Gründer und Vorstand Gerald Böhm berichtet. Scil Proteins steht unmittelbar vor ersten klinischen Tests, in denen die Wirksamkeit eines Biotherapeutikums auf die Wundheilung von Diabetikern nachgewiesen werden soll.