1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaftskriminalität: Wirtschaftskriminalität: Früherer Rewe-Chef wurde wegen schwerer Untreue angeklagt

Wirtschaftskriminalität Wirtschaftskriminalität: Früherer Rewe-Chef wurde wegen schwerer Untreue angeklagt

15.11.2005, 10:27
Ernst Dieter Berninghaus, Ex-Vorstandsvorsitzender von Rewe ist wegen Untreue angeklagt. Er soll verdeckt Anteile an der Schweizer Firma Nexum erworben und Provisionen eingestrichen haben. (Foto: dpa)
Ernst Dieter Berninghaus, Ex-Vorstandsvorsitzender von Rewe ist wegen Untreue angeklagt. Er soll verdeckt Anteile an der Schweizer Firma Nexum erworben und Provisionen eingestrichen haben. (Foto: dpa) dpa

Köln/dpa. - Der Ex-Vorstandschef des Rewe-Konzerns, Ernst Dieter Berninghaus, muss sich in einem Strafverfahren wegen des Vorwurfs der Untreue in einem besonders schweren Fall verantworten. Die Staatsanwaltschaft habe Anklage erhoben, es gehe um eine Summe im zweistelligen Millionenbereich, sagte der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, Ulrich Boden, am Dienstag und bestätigte Berichte der «Kölnischen Rundschau». Berninghaus soll verdeckt Anteile an der Schweizer Internetfirma Nexum erworben und ungerechtfertigt Provisionen eingestrichen haben. Ihm droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.

Der Prozess wird nach Angaben des Sprechers des KölnerLandgerichts, Hubertus Nolte, wahrscheinlich Anfang kommenden Jahresstarten. In Juni hatte der Kölner Handelskonzern schon in einemZivilverfahren 27 Millionen Euro Schadenersatz vom einstigenHoffnungsträger Berninghaus gefordert. Der Vorwurf der REWE-Rechtsanwälte: Berninghaus habe «langfristig und mit Strategie undDruck» während des Internetbooms die Schweizer Internetfirma an dieREWE verkauft und «den Konzern «über den Tisch gezogen». Dazu zähltendemnach auch Provisionen in Höhe von mehr als 6,5 Millionen Euro.

Berninghaus und REWE hatten sich Anfang August in einemgerichtlichen Vergleich auf eine «Kompensation» von 11 Millionen Eurofür den Handelskonzern geeinigt. Außerdem verzichtete Berninghaus aufalle Leistungen aus der Aufhebungsvereinbarung als Vorstandschef undverlor alle Pensionsrechte.

Nach nur knapp sechs Monaten als Vorstandschef war Berninghaus imOktober 2004 völlig überraschend als REWE-Vorstandssprecher aus«gesundheitlichen Gründen» zurückgetreten. Kurze Zeit später reichteREWE eine Schadenersatzklage ein und stellte Anfang 2005 Strafanzeigegegen Berninghaus und andere möglicherweise Beteiligte.

Berninghaus soll den Nexum-Deal laut REWE mit einem Studienfreund,dem Metro-Manager Ralf Bender, eingefädelt haben. «Das Verfahrengegen Herrn Bender wegen Beihilfevorwürfen kann gegen Zahlung einerGeldbuße eingestellt werden, wenn das Gericht dem zustimmt», sagteBoden.