Zweifelhafter Schutz Zweifelhafter Schutz: Nicht jede Versicherung ist sinnvoll

Henstedt-Ulzburg/Berlin/dpa. - Mit fantasievollen Produktenversucht die Versicherungsbranche Schutz für alle Lebenslagen zuverkaufen: Es gibt Versicherungen für geplatzte Hochzeitsfeiern,Benzinpreiswucher und verstopfte Toiletten. Experten sehen solcheAngebote kritisch. Denn häufig sind die Schäden schon durch andereVersicherungen abgedeckt.
«Man sollte sich nur gegen Risiken versichern, die einenfinanziell ruinieren», rät Bianca Höve vom Bund der Versicherten(BdV) in Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein). Unverzichtbar seienHaftpflicht-, Kranken-, Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherung.
Eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit oder schwere Krankheitensei ebenso unnötig wie eine Fahrradversicherung - ein gestohlenes Radübernimmt oft die Hausratversicherung. «Es nutzt nichts, wenn ichmein Rad versichere, aber keine Unfallversicherung habe, die meineInvalidität nach einem Sturz vom Rad bezahlt», sagt Höve. Ein solcherSchutz mit weltweiter Gültigkeit koste ab 120 Euro jährlich.
Die Liste «überflüssig» erweitert Hermann-Josef Tenhagen,Chefredakteur der in Berlin erscheinenden Zeitschrift «Finanztest» umdie Insassenunfall- und Glasversicherung. Das eine Risiko decke dieHaftpflicht ab, das andere üblicherweise die Gebäude- oderHausratversicherung. Auch eine Reisegepäckversicherung sei nichtsinnvoll. Eine Gewähr auf Schadensersatz gibt es nicht: «Es gilt alsgrob fahrlässig, auf dem Flughafen nur mal kurz wegzugucken. DieVersicherung zahlt dann nicht», erläutert er. Verschwindet der Kofferauf dem Transport, haftet dagegen die Airline.
Der «Hochzeits-Rücktrittskosten-Schutz» der HanseMerkur findetdagegen Gnade vor den Augen des «Finanztest»-Chefredakteurs. «Beieiner richtig großen Feier ab 30 000 Euro ist das nicht absurd», sagter. Platzt die Hochzeit - etwa wegen Krankheit, Unfall oder Tod vonBraut, Bräutigam oder nahen Verwandten - ersetzt die VersicherungKosten bis 25 000 Euro.
Die Allianz Versicherung setzt auf Service- statt Geldleistungen.Sie hat unter anderem einen Haus- und Wohnungsschutzbrief imProgramm. Er kostet 4,86 Euro pro Monat. Im Gegenzug verspricht dieAllianz Hilfe bei häuslichen Pannen. «Der Kunde wählt eine Nummer,und wir lösen das Problem für ihn», erläutert Christian Weishuber,Sprecher bei der Allianz. Am häufigsten rückten Schlüsseldienst,Sanitärdienste und Schädlingsbekämpfer zum Kampf gegen Wespennesteran. Um die kümmert sich ohne Schutzbrief auch die Feuerwehr.
Dem BdV zufolge hat das Angebot Tücken: Die Leistung sei auf 500Euro pro Schadensfall und 1500 Euro pro Jahr begrenzt. «Zwei Schädenreichen sicherlich für eine Kündigung», schätzt Bianca Höve.
Auf Schutzbriefe für Handys, Computer oder MP3-Player hat sich dasBerliner Unternehmen Jamba spezialisiert. Die Verträge zum«Komplettschutz gegen Beschädigungen und Diebstahl» werden überElektrogroßmärkte angeboten. Der Beitrag hängt vom Kaufpreis desGerätes ab. Laut Michael Wortberg, Versicherungsexperte bei derVerbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz, können Kunden sich denAbschluss sparen. Raub sei über die Hausratversicherung abgedeckt;gehe ein Gerät durch fremdes Verschulden kaputt, komme in der Regeldie gegnerische Haftpflicht auf.