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Wunderlist-App von Berliner Start-up Wunderlist-App von Berliner Start-up: Microsoft kauft 6Wunderkinder für Sensations-Preis

Von Jonas Rest 02.06.2015, 19:40
Networking per Speed Dating: Auf der Firmenkontaktmesse HPI Connect waren auch die Berliner Wunderkinder vertreten.
Networking per Speed Dating: Auf der Firmenkontaktmesse HPI Connect waren auch die Berliner Wunderkinder vertreten. obs Lizenz

Microsoft sichert sich Technologie aus Berlin: Der US-Softwarekonzern übernimmt das Berliner Start-up 6Wunderkinder. Dies gaben beide Firmen am Dienstag bekannt, ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Das Wall Street Journal hatte zuvor unter Berufung auf einen Insider berichtet, dass der Preis zwischen 100 und 200 Millionen Dollar liegen könnte.

Die Internetfirma 6Wunderkinder hat die To-Do-Listen-App Wunderlist entwickelt, mit der sich  Aufgaben auf Smartphones und Tablets verwalten und Erinnerungen erstellen lassen. Die App hatte zuletzt über 13 Millionen Nutzer, die nach Angaben des Start-ups  insgesamt über eine Milliarde Aufgaben mit der App erfasst haben. Die Basisfunktion ist kostenfrei. Das Start-up verdient an den geschäftlichen Kunden, die für Zusatzfunktionen bei der App zahlen. Wie viele Nutzer für die kostenpflichtige Version 4,49 Euro im Monat bezahlen, ist nicht bekannt.

Hype: Das Start-up 6Wunderkinder steht für  eine neuen Generation von Technologiefirmen aus der Hauptstadt, die zu Beginn des Hypes um den Start-up-Standort Berlin besonders im Fokus standen. Das liegt auch daran, dass sich 6Wunderkinder 2011 in einem „Anti-Kopierer-Manifest“ lautstark gegen die Samwer-Brüder  positionierten: Das neue Berlin stehe für Innovation nicht Kopieren.

Konsolidierung: Viele der Start-ups dieser Generation sind inzwischen übernommen worden– allerdings  für deutlich geringe Summen als den erhofften Milliardenverkauf . So wechselte das Team des sozialen Netzwerks  Amen zu dem Berliner Musik-Dienst TapeTV, Touren-Vermittler Gidsy ging an  Konkurrenten GetYourGuide  und das E-Book-Firma Readmill  wurde von Speicherdienst Dropbox gekauft.

Microsoft zielt mit der Übernahme darauf ab, ein  ganzes Portfolio an Plattform- und Geräte-übergreifende Produktivitäts-Apps für Smartphones anbieten zu wollen. In den letzten Monaten hatte Microsoft bereits die E-Mail-App Acompli übernommen und auch die populäre Kalender-App Sunrise gekauft. Nun können Kunden neben  E-Mail-, Kalender-, Messaging-  auch Aufgaben-Funktionen nutzen, erklärte Microsoft-Manager Eran Megiddo. Er betonte zugleich, dass sich für bestehende Wunderlist-Nutzer nichts ändern solle. Neben Windows sollen auch weiterhin Apple-Geräte und Android-Smartphones unterstützt werden.

Das Start-up 6Wunderkinder war  2010 von sechs Berlinern um den Geschäftsführer Christian Reber  gegründet worden und auf  über 40 Mitarbeiter angewachsen. Auch nach der Übernahme soll das Team weiter aus Mitte arbeiten,   Geschäftsführer Reber soll für die  Produktenwicklung verantwortlich bleiben. Er kommentierte in einem Blogpost: „Mein Traum wird Realität.“

„Wachruf für Berlin“

Für Aufsehen hatten die Berliner gesorgt als 2013 der legendäre US-amerikanische Investmentfonds Sequoia Capital investiert hatte – das erste Investment in Berlin für den Fonds, der auch schon früh  bei Google, Apple, WhatsApp und Instagram eingestiegen  war. Zuvor hatten  auch der  von den einstigen Skype-Gründern geführte schwedische Fonds Atomico sowie  Earlybird Venture Capital und der halbstaaatliche  High-Tech-Gründerfonds   insgesamt rund 25 Millionen Euro in die Firma investiert.

Der Investor  Gil Dibner nennt den Deal in einem Blogpost einen Wachruf für alle, die Berlin noch nicht auf dem Schirm hatten.  Er zeige, dass Berlin auf einer Ebene mit London stehe, was den Aufbau von Start-ups angehe.  Allerdings bemerkt Dibner auch, dass für Risikokapitalgeber wie Sequoia Capital Verkäufe in der bei 6Wunderkindern angenommen Größenordnung kaum signifikant seien – dazu brauche es schon einen Milliardenverkauf.

Das Wunderlist-Logo
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dpa Lizenz