Wie wurde Steuervergehen öffentlich? Wie wurde Steuervergehen öffentlich?: Hoeneß stellt Strafanzeige

München/DPA - Steuersünder Uli Hoeneß setzt sich zur Wehr. Die Anwälte des Bayern-Präsidenten haben wegen des Verdachts auf Verletzung des Steuergeheimnisses Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins „Focus“ (Montag) bestätigte der Münchner Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich der Deutschen Presse-Agentur. Im April waren die Ermittlungen der Münchner Staatsanwälte gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung öffentlich bekanntgeworden. Der Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München hatte sich bereits im Januar selbst bei den Finanzbehörden angezeigt.
Nun wollen seine Anwälte Aufklärung darüber, warum die Steuersünde von Hoeneß in die Öffentlichkeit gelangen konnte. Die Staatsanwaltschaft München II habe die Strafanzeige umgehend an die zuständige Staatsanwaltschaft München I abgegeben, sagte Heidenreich. Dort muss nun entschieden werden, ob ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.
Hoeneß hatte jüngst zu erkennen gegeben, dass ihn das Bekanntwerden seiner Selbstanzeige irritiert hatte. „Es gab bislang Tausende von Selbstanzeigen, ich hatte noch von keiner gehört, die öffentlich wurde. Außer bei meiner“, sagte er der „Zeit“. Die Angst, dass die Steuersünde an die Öffentlichkeit kommt, sei zwar „immer da“ gewesen. „Dass es allerdings im Zusammenhang mit der Selbstanzeige geschieht, damit hatte ich nicht gerechnet“, erklärte er.
Im Verfahren gegen Hoeneß ist weiterhin offen, ob Anklage gegen den Vereinspatron erhoben wird. Ein Haftbefehl gegen den 61-Jährigen ist außer Vollzug gesetzt. Nach einem 8:0-Votum des Aufsichtsrats darf Hoeneß seine Ämter als Chef des Kontrollgremiums und Vereinspräsident weiter ausüben. Dies hatten Spitzenpolitiker und Experten für saubere Unternehmensführung kritisiert.
Telekom-Finanzvorstand Timotheus Höttges verteidigte das Festhalten des Bayern-Aufsichtsrats an Hoeneß. „Wir haben sehr intensiv über das Thema im Aufsichtsrat von Bayern München diskutiert. Und wir haben aus guten Gründen eine Entscheidung getroffen“, sagte Höttges, der eines von neun Mitgliedern im Bayern-Kontrollgremium ist, der „Welt am Sonntag“.
Aus Gründen der Verschwiegenheitspflicht könne er sich aber nicht weiter äußern. Neben Hauptsponsor Telekom sitzen auch Vorstände von Volkswagen, Audi und Adidas im Aufsichtsrat der Münchner.
Höttges betonte, die Telekom werde trotz des Wirbels am Sponsoring der Bayern festhalten. „Diese Investition hat für uns einen enormen Wert zur Aufladung unserer Marke. Das ist messbar und für uns hochattraktiv. Deswegen ist Bayern München der richtige Partner“, erklärte der designierte Nachfolger von Telekom-Chef René Obermann.
Auch die Führung des FC Bayern um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte sich in der Affäre um Hoeneß stets vehement hinter den Vereinspatriarchen gestellt. Am Samstag feierte Hoeneß die Münchner Profis klatschend auf der Ehrentribüne beim 3:0-Heimsieg gegen den FC Augsburg und der anschließenden Übergabe der Meisterschale. Auch beim Autokorso zur Party auf dem Marienplatz war er dabei.
„Das ist Balsam für seine Wunden“, sagte der frühere Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld dem TV-Sender Sky. „Ich finde das toll, dass er sich sehen lässt und er mit der Mannschaft feiert. Er weiß was Volkes Stimme ist. Er ist sehr authentisch und menschlich und ich freue mich, dass er diesen Moment heute genießen kann“, fügte der Schweizer Nationaltrainer hinzu. Der einstige Torwart-Titan Oliver Kahn mahnte, bei allem Wirbel um Hoeneß auch „über den Menschen nachzudenken und nicht nur darüber, was er für einen Fehler gemacht hat“.