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Weltpremiere in Hamburg VW zeigt fahrerlosen E-Bulli - Zulassung ab 2027 angestrebt

Autos, die ganz ohne Fahrer auskommen, sind in Deutschland noch Zukunftsmusik. VW will das ändern und schickt einen fahrerlosen E-Bulli an den Start. Privat kaufen kann man ihn aber nicht.

Von dpa Aktualisiert: 17.06.2025, 21:52
Erstmals zum Einsatz kommen soll er ab 2026 zunächst in Hamburg und Los Angeles.
Erstmals zum Einsatz kommen soll er ab 2026 zunächst in Hamburg und Los Angeles. David Hammersen/dpa

Hamburg - Volkswagen hat sein erstes komplett autonom fahrendes Serienauto präsentiert. In Hamburg zeigte Europas größter Autobauer die Serienversion des selbstfahrenden Elektro-Bullis ID Buzz AD (für autonomous driving). Erstmals zum Einsatz kommen soll er ab 2026 zunächst in Hamburg und Los Angeles. Weitere Städte sollen folgen.

„Damit positioniert sich der Volkswagen-Konzern in der Spitzengruppe eines milliardenschweren globalen Wachstumsmarkts“, sagte Konzernchef Oliver Blume bei der Weltpremiere in Hamburg. „Ab 2026 machen wir nachhaltige, autonome Mobilität in großem Maßstab in Europa und den USA verfügbar.“ 

Nach VW-Angaben ist es das erste voll autonom fahrende Serienfahrzeug aus europäischer Produktion. Hergestellt werden soll es im Werk von VW Nutzfahrzeuge in Hannover. „Und nichts davon ist auf Kleinserie ausgelegt“, sagte Christian Senger, der im Vorstand von VW Nutzfahrzeuge für das autonome Fahren zuständig ist. Es gehe um große Stückzahlen. Senger: „Wir glauben, dass wir in Europa der führende Anbieter sein können.“

Mehr als 10.000 Fahrzeuge geplant

Deutlich über 10.000 Stück will VW von der nun präsentierten ersten Generation des ID Buzz AD ausliefern. Die ersten 1.000 sollen bereits bis Ende 2027 auf die Straße kommen. Allein der Fahrdienst Uber, mit dem die Wolfsburger im April eine Kooperation in den USA vereinbart hatten, wolle innerhalb von zehn Jahren bis zu 10.000 Fahrzeuge abnehmen, sagte Senger.

In Hamburg, wo ursprünglich von einem Start des Regelbetriebs 2026 die Rede war, soll es 2027 losgehen. Mittelfristig könnte die Flotte dort auf 500 selbstfahrende E-Bullis wachsen, sagte Sascha Meyer vom VW-eigenen Sammeltaxianbieter Moia, der die Fahrzeuge in Hamburg betreibt. Testfahrten mit Prototypen gibt es dort bereits seit 2023.

Fahrerlos ab 2027

Bis Ende 2026 will VW in Europa und den USA die Zulassung für den fahrerlosen Betrieb erhalt. Danach könne auf den bisher noch vorgeschriebenen Sicherheitsfahrer verzichtet werden. In Europa wäre es nach Angaben des Konzerns das erste Mal, dass eine solche Zulassung zum autonomen Fahren nach Level 4 erteilt würde. 

Das Fahrzeug verfügt über 13 Kameras, neun sogenannte Lidare und fünf Radare, mit denen es die Umgebung in Echtzeit erfasst. Bis Tempo 120 kann das Auto damit rein autonom fahren. Gegenüber dem bisher als Testwagen genutzten Prototyp ist die Serienversion in Länge und Höhe etwas gewachsen und verfügt über vier statt drei Sitzplätze für Passagiere. 

Testfahrten in vier Städten

Testfahren mit dem Prototyp gibt es bereits seit 2021 in München, später auch in Hamburg, Austin und Oslo. Derzeit sind nach VW-Angaben 100 Testwagen im Einsatz, die zusammen mehr als 600.000 Kilometer zurückgelegt haben. 

Als Abnehmer sieht VW vor allem große Flottenbetreiber wie Verkehrsbetriebe. In Hamburg etwa kooperiert der Konzern mit Verkehrsverbund HVV. Mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) wurde eine entsprechende Absichtserklärung geschlossen. „Und es wird noch mehr Verträge mit Kunden geben“, sagte Senger. „Wir sind zuversichtlich, dass wir 2027 in Deutschland mehr als Hamburg haben.“ 

Geld verdienen werde VW damit zunächst wohl noch nicht, räumte Senger ein. Langfristig sei das autonome Fahren aber ein lukratives Zukunftsfeld, das deutlich höhere Gewinne verspreche als das klassische Autogeschäft. „Genau das ist die große Chance, auch eine Zukunftsmöglichkeit für den VW-Konzern zu schaffen.“

Kein Verkauf an Privatkunden

Einen Verkauf des Modells an Endkunden schließt VW dagegen aus. Denn das Fahrgebiet ist begrenzt und reicht in Hamburg nicht einmal bis zur Stadtgrenze. Zudem muss eine Leitstelle im Hintergrund jederzeit eingreifen können. Als Privatauto sei der ID Buzz AD daher kaum geeignet, so Senger.

Auch der Preis würde Kunden wohl eher abschrecken. Zwar könne man über einen theoretischen Kaufpreis derzeit nur spekulieren. Doch, so räumte Senger ein: Einen kleinen sechsstelligen Euro-Betrag würde man für das Auto schon hinlegen müssen.