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VW will Ärger von US-Kunden mit Gutscheinen lindern  VW will Ärger von US-Kunden mit Gutscheinen lindern : 540.000 Autos brauchen mehr als nur eine neue Software

Von Frank-Thomas Wenzel 09.11.2015, 17:12
Aktivisten von Greenpeace haben aus dem VW-Logo ein CO2-Zeichen gemacht.
Aktivisten von Greenpeace haben aus dem VW-Logo ein CO2-Zeichen gemacht. AFP Lizenz

Frankfurt a.M. - Bei 540.000 Dieselautos muss Volkswagen in Deutschland Modifikationen an der Abgasanlage und an den Motoren vornehmen. Dies hat das Kraftfahrtbundesamt (KBA) bekannt gegeben. Der Konzern will im Januar eine gigantische Rückrufaktion in Zusammenhang mit den Abgasmanipulationen starten, die sich hierzulande über das ganze Jahr erstrecken und insgesamt 2,4 Millionen Fahrzeuge umfassen soll.

Das KBA hat den Rückruf angeordnet. Er soll dazu dienen, dass die Fahrzeuge im Normalbetrieb auf der Straße die vorgeschriebenen Abgaswerte bei Stickoxid und Kohlendioxid erreichen erreichen. Bislang wird bei den Fahrzeugen die Abgasreinigung im Normalbetrieb abgeschaltet. Sie ist nur auf dem Prüfstand aktiviert. Beim Großteil der Fahrzeuge genügt es laut KBA eine neue Software für die Motorsteuerung zu installieren. Bei den 540000 müssen offenbar die Abgasanlage und die Einspritztechnik umgebaut werden.

Besserer Schadenersatz nötig

Derweil haben sich die Grünen für die Entschädigung von deutschen VW-Kunden ausgesprochen. Ein größerer und besserer Schadenersatz sei nötig, sagte Parteichefin Simone Peter. Generell müsse die Regierung mit Autokonzernen viel schärfer ins Gericht gehen, wenn es um Umwelt- und Gesundheitsbelange gehe.

Hintergrund: In den USA will Volkswagen, Pkw-Halter, die Autos mit Manipulationssoftware gekauft haben, mit Einkaufsgutscheinen entschädigen. Medienberichten zufolge soll ein Gutschein über 500 Dollar überall, ein weiterer Gutschein über 500 bis 750 Dollar nur bei VW-Händlern eingelöst werden können.

Gutscheine nur in den USA

Details zu dieser Aktion würden in der nächsten Woche bekannt gegeben, sagte ein Konzernsprecher. Er fügte aber hinzu, dass die die Aktion ausschließlich für die USA geplant sei. Das Unternehmen entwickle speziell für jeden Markt eigene Maßnahmenpakete. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hatte zuvor fordert, dass auch in Deutschland nach amerikanischem Vorbild Gutscheine verteilt werden.

Am Montag traf sich das Präsidium des VW-Aufsichtsrates abermals zu einer Sondersitzung, um über die Konsequenzen des Abgasskandals zu beraten. Aktivisten von Greenpeace nutzten die Gelegenheit: Sie kletterten auf das Einlasstor des Stammwerks in Wolfsburg und machten aus dem VW-Logo ein CO2-Zeichen.

Zudem wurde ein Banner mit der Aufschrift „Das Problem“ aufgehängt, in Anspielung auf den VW-Slogan „Das Auto“. Die Aktion diente dazu, um die Forderung an die Gremien der Europäischen Union nach mehr Transparenz bei der Aufarbeitung der Affäre zu bekräftigen. Neben Greenpeace haben sich fast 40 Organisationen in einem Schreiben für eine vorbehaltlose Aufklärung der Affäre stark gemacht.

Weitere Gespräche geplant

Am Abend teilten Konzernvorstand und Betriebsrat mit, man habe sich über das weitere Vorgehen bei der Investitions- und Auslastungsplanung verständigt. Details wurden zunächst nicht genannt. Weitere Gespräche seien für die nächsten Tage geplant. Konzernchef Matthias Müller betonte, man werde die „Prioritäten auf Zukunftsprodukte und Technologien“ legen. Dies sei wesentlich, um künftigen Unternehmenserfolg und Beschäftigung verlässlich zu sichern.