Kommentar zu VW VW: Die Verantwortung wird immer in den hinteren Reihen abgeladen

Berlin - Bei Volkswagen haben sie in den vergangenen Monaten gern die Geschichte erzählt, dass der Konzern den Diesel-Skandal hinter sich gelassen habe und jetzt wieder auf der Überholspur sei. Absatz und Gewinn schießen durch die Decke. Glaubt man VW-Chef Matthias Müller, dann war 2017 das erfolgreichste Jahr der Konzerngeschichte. Und 2018 soll noch viel besser werden.
In Müllers Zahlenwelt mag das zutreffen. Aber davon, dass der Diesel-Skandal abgeschlossen ist, kann keine Rede sein. Das Unternehmen gibt gerade eine desaströse Figur ab.
Einer muss gehen
Es finanzierte Experimente an Affen und Menschen, die offenbar belegen sollten, dass die Sache mit den Stickoxiden halb so wild ist. Am Dienstag beurlaubte VW deshalb seinen Cheflobbyisten Thomas Steg. Der einstige Vize-Regierungssprecher, ein Mann aus dem Dunstkreis Gerhard Schröders, wird bestimmt weich fallen. Nur zeigt sich erneut ein Muster bei der Bewältigung des Diesel-Skandals durch VW: Die Verantwortung wird immer in den hinteren Reihen abgeladen. Der Konzernvorstand will nichts gewusst haben und auch keine politische Verantwortung übernehmen. Konzernchef Müller ist seit 2015 Mitglied des VW-Leitungsgremiums.
Die neuesten Entwicklungen schreien nach einer Antwort von Seiten der Politik. Viel zu lange wähnte sich die deutsche Autoindustrie in einem rechtsfreien Raum. Der Staat deckte sie. Die EU-Kommission wird die Bundesrepublik voraussichtlich in Kürze verklagen, weil die Luft in vielen Städten zu schmutzig ist.
Keine Rücksicht auf VW
Union und SPD basteln gerade an einer Neuauflage der großen Koalition. Die Zeit ist reif, endlich eine Verkehrswende in Angriff zu nehmen und die Autos auf unseren Straßen sauberer zu machen. Auf Figuren wie VW-Chef Müller sollte man dabei keine Rücksicht nehmen. Denn Müller muss erst noch den Beweis dafür erbringen, dass sich der Konzern unter seiner Führung tatsächlich von Grund auf erneuert.