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Vorstellungsgespräch Vorstellungsgespräch: Total schräge Fragen an Bewerber

04.10.2013, 11:25
Und was sind Sie so für eine? Wer nicht sicher ist, worauf der potentielle Arbeitgeber mit der Frage hinaus will, darf ruhig nachhaken.
Und was sind Sie so für eine? Wer nicht sicher ist, worauf der potentielle Arbeitgeber mit der Frage hinaus will, darf ruhig nachhaken. dpa Lizenz

Halle (Saale)/DMN/DPA. - Bewerber geraten bei einem Vorstellungsgespräch oft enorm unter Druck. Etwa, wenn der Personaler nach kurzem Small-Talk zur Begrüßung unvermittelt auf „Angriff“ schaltet und provokante Fragen wie „Liegt diese Position nicht über Ihren Fähigkeiten?“ stellt. Oder den Jobanwärter fragt: „Welches Küchengerät wären Sie am liebsten und warum?“ In solch einer Situation ist es das Wichtigste, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, rät der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in seinem neuen Bewerbungshandbuch.

Mit solchen Provokationen und verrückten Fragen will der Personaler herausfinden, wie der Bewerber unter Stress reagiert. Souverän treten diejenigen Kanditaten auf, die betont sachlich bleiben und zeigen, dass sie mit der Situation umgehen können. Geben Sie am besten eine kurze, optimistische Antwort - und gehen Sie eventuell mit einer charmanten Gegenfrage in die Offensive. Patzige Antworten kommen dagegen meist schlecht an - ebenso wie Gelächter, Stottern oder Schweigen.

Um bei provokanten Fragen einen kühlen Kopf zu behalten, könne es laut Ratgeber helfen, sich klarzumachen, dass der Personaler nichts gegen einen persönlich hat: Er möchte einen nur aus der Reserve locken. Und auch wenn es schwer fällt: Selbst wenn der Interviewer dem Bewerber ständig ins Wort fällt, sollte der Jobsuchende ihn immer ausreden lassen. Andernfalls zeige das nur, dass der Personaler Erfolg hat - und der Bewerber auf die Provokationen einsteigt.

Sich ruhig auch trauen, nachzuhaken

Viele Bewerber trauen sich außerdem nicht, Verständnisfragen zu stellen. Denn sie glauben, dass sie dann nicht kompetent wirken. Das sei jedoch ein Trugschluss, sagt der Karriereberater Peter Krötenheerdt aus Leipzig. Rückfragen seien völlig legitim: Bewerber müssten sie nur richtig verpacken.

Souverän sei es etwa, zu sagen: „Meinen Sie mit Ihrer Frage dieses oder jenes?“, erklärt Krötenheerdt. Dann stehe der Bewerber nicht als begriffsstutzig dar, kläre aber die für ihn unverständliche Situation. Nicht gut wirke dagegen eine Aussage wie „Das verstehe ich nicht“. Denn dann könne der andere denken, es gehe nicht um ein kommunikatives, sondern um ein intellektuelles Problem.

Besonders wichtig ist es, dass Bewerber sich in telefonischen Bewerbungsgesprächen trauen, nachzuhaken. Denn dabei kann es leicht zu Verständigungsproblemen kommen. Das kann etwa daran liegen, dass sich die Gesprächspartner nicht sehen und das Gesagte nicht durch die Körpersprache unterstrichen werden kann.

Wesen des Bewerbers steht im Vordergrund

Normalerweise gibt es nur zwei Fragekategorien, die das Gespräch dominieren: „Was motiviert Sie?“, und „Was könnte unser Motiv sein, Sie einzustellen?“. Alle Fragen könnten Bewerber diesen zwei Kategorien unterordnen, sagt Jürgen Hesse, Karriereberater in Berlin. Die über allem stehende Frage sei die nach dem Wesen des Bewerbers: „Aus was für einem Holz sind Sie geschnitzt?“ Das sollten die möglichen Anwärter auf den Job immer im Hinterkopf behalten.

Üben Sie die Gesprächssituation am besten ein paar Mal vor dem Bewerbungsgespräch. Das funktioniert zum Beispiel, wenn Sie einen Freund für ein Rollenspiel gewinnen und dieser Ihnen die irrsten Fragen stellt. So lernen Sie zum einen, Nonsense-Fragen zu parieren - und zum anderen kommen Sie nicht ins Stottern, wenn Sie gefragt werden, welches Auto oder Küchengerät Sie gerne wären. Zu auswendig gelernt sollten die Antworten jedoch nicht klingen, das durchschauen die meisten Personaler.

Scheine eine Frage weit hergeholt, möchte der Arbeitgeber vielleicht testen, wie spontan jemand reagiert. Mit einem Satz wie „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“ wollten Personaler etwas über die Zielstrebigkeit des Bewerbers herausfinden - auch wenn die Stelle ausdrücklich nur für zwölf Monate ausgeschrieben sei. Am besten geht man auf die Befristung ein und betont, dass man zuversichtlich sei, den Chef von seinen Qualifikationen zu überzeugen, so dass er den Vertrag verlängern werde. (gs)

Zum Lachen & Staunen - die schrägsten Fragen aus Bewerbungsgesprächen haben wir in unserer Bildergalerie gesammelt:

Buchtipps:

Jürgen Hesse: Die 100 häufigsten Fragen im Vorstellungsgespräch: Für eine optimale Vorbereitung in kürzester Zeit.

Carolin Lüdemann, Heiko Lüdemann: Die 111 wichtigsten Fragen im Vorstellungsgespräch: Kompetente Antworten, die überzeugen.

Was wollen die jetzt von mir hören? So manchem Bewerber verschlägt es die Sprache.
Was wollen die jetzt von mir hören? So manchem Bewerber verschlägt es die Sprache.
dpa Lizenz