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Entgegen grüner Strategie VNG in Leipzig ordert mehr Gas aus Russland entgegen grüner Strategie

Von Steffen Höhne 08.06.2019, 08:00
Blick auf die Konzernzentrale der Verbundnetz Gas AG (VNG) in Leipzig,
Blick auf die Konzernzentrale der Verbundnetz Gas AG (VNG) in Leipzig, dpa-Zentralbild

Leipzig - Der Chef des Leipziger Gas-Konzerns VNG, Ulf Heitmüller, weilt gerade im russischen St. Petersburg. Am Rande des International Economic Forum hat er nun einen dicken Deal mit dem Gazprom-Vorstandsvorsitzenden Alexei Miller abgeschlossen: Ab Januar 2021 wird VNG vom weltgrößten Gasproduzenten zusätzlich eine jährliche Liefermenge von 3,5 Milliarden Kubikmetern Gas beziehen. „Durch die direkten Vertragsbeziehungen zu Gazprom erhöhen wir die Versorgungssicherheit unserer Kunden“, teilte Heitmüller mit.

50 Prozent mehr Gas aus Russland

Auf MZ-Nachfrage wurde erläutert, dass der laufende klassische Langfristvertrag bis 2031 eine Jahresvertragsmenge von 6,5 Milliarden Kubikmeter umfasst. Das heißt, der Bezug von russischem Erdgas wird um mehr als 50 Prozent erhöht. Heitmüller begründet das damit, dass so die „zurückgehende Förderung in Europa ausgeglichen wird“.

Doch dürfte es bei dem Vertrag auch darum gehen, die zusätzlichen Gasmengen über die neue Ostsee-Pipeline „North Stream 2“, die Ende 2019 fertiggestellt werden soll, abzunehmen. Heitmüller deutet das in seinem Statement an, indem er sagt: „Um dem Erdgasbedarf in Deutschland gerecht zu werden, ist zusätzliches Pipelinegas aus Russland die ökonomisch und ökologisch sinnvollste Option.“ Der VNG-Chef sieht Erdgas als CO2 -ärmsten fossilen Energieträger, der die Erneuerbaren Energien ergänzen soll, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht.

An der grünen Strategie vorbei?

Seinem Ziel, VNG schrittweise zu vergrünen, kommt Heitmüller aber so wohl nicht näher. Auf der Bilanzpressekonferenz im Mai hatte der Vorstandschef angekündigt, dass VNG bis 2030 ein Viertel seines Geschäfts mit Biogas und Wasserstoff erwirtschaften will. Doch bei den nun eingekauften Gasmengen lassen sich solche Ziele wohl nur schwer erreichen.

Auch politisch ist der Deal heikel. Die USA und mehrere europäische Staaten sind gegen die Fertigstellung von North Stream 2. Sie befürchten eine zu große Abhängigkeit von russischem Erdgas. Für VNG ist die neue Pipeline dagegen ein Geldbringer. Das zusätzliche russische Gas soll auch in neue Erdgasspeicher bei Bernburg (Salzlandkreis) eingelagert werden, die Gazprom und VNG gehören.

(mz)