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Vermögensberatung ist so lohnenswert wie teuer

Von Thorsten Wiese 21.07.2005, 09:44

Frankfurt/Main/dpa. - Ratsam ist es mitunter auch, Privatvermögen und Anlagestrategie nach einigen Jahren einmal ordentlich durchleuchten lassen. Wirklich unabhängigen und individuellen Rat gibt es allerdings nur gegen saftige Gebühren - und eine Wirkung stellt sich erst langfristig ein.

«Ich kann nicht sagen: Die Beratung kostet 3000 Euro, dafür hole ich für sie 17 900 Euro heraus», sagt Volker Looman, selbstständiger Finanzanalytiker in Reutlingen. Dennoch lohne sich professionelle Unterstützung, sagt Thomas Bieler, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf: «Eigentlich müsste jeder so eine Beratung in Anspruch nehmen, um seinen Vermögensaufbau strategisch zu planen.»

«Viele haben unserer Erfahrung nach leider keinen blassen Schimmer, was mit einer Beratung für die Finanzplanung möglich ist», sagt Rolf Tilmes, Vorstandsmitglied beim Deutschen Verband Financial Planners (DEVFP) mit Sitz in Frankfurt. Vor allem für Sparer mit keinem allzu großen Vermögen ist es aus Tilmes' Sicht wichtig, Ziele der eigenen Anlage zu definieren.

Wer sich zum Beispiel nach einer Erbschaft beraten lassen möchte, kann zwischen verschiedenen Anbietern wählen. «Der größte Teil davon ist provisionsgetrieben», sagt Rolf Tilmes. Das bedeutet, dass die Entlohnung nach festen Provisionen erfolgt, die nach dem Anlagevolumen bemessen werden, erklärt Thomas Bieler. Dies treffe sowohl auf Banken als auch auf unabhängige Dienstleister zu.

Nach einem anderen Modell, das für Unabhängigkeit bürgen soll, beraten neutrale Finanzanalysten und Anlageberater. Ihre Dienste gibt es gegen eine vorher festgelegte Gebühr, unabhängig von Anlagevolumen oder -dauer. Honorarberater legen mehrere konkrete Rechenbeispiele vor, die individuell auf den Kunden abgestimmt sind, erklärt Volker Looman, der ausschließlich auf Honorarbasis berät.

Ein solches Vorgehen soll die Empfehlung unabhängig von Provisionszahlungen der anbietenden Unternehmen machen, ist aber auch teuer: In der Branche gängig ist Looman zufolge ein Satz zwischen 200 und 300 Euro pro Beratungsstunde. Deshalb kämen fast ausschließlich «Leute mit Geld» zu ihm - in der Regel Sparer mit einem jährlichen Einkommen von mindestens 40 000 Euro oder einem Vermögen von 200 000 bis 300 000 Euro.

Auch nach Tilmes' Erfahrung sind nur Kunden «im gehobenen Segment» bereit, derartige Honorare zu bezahlen. Allen anderen bleiben die kostenlose Beratung der Hausbank und die Finanzberatung der Verbraucherzentralen. Zumindest die Beratung durch die Banken hat aber ihre Grenzen - angefangen beim Kundenkreis: Die so genannten Vermögenszentren der Sparkassen zum Beispiel beraten erst Sparer mit einem Einkommen ab 3500 Euro brutto im Monat oder solche, die ein Anlagevermögen von rund 70 000 Euro mitbringen, heißt es beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband in Berlin.

Das «Private Banking» der Sparkassen richtet sich den Angaben zufolge an Kunden mit einem Vermögen von rund 250 000 Euro und mehr. Kunden mit geringerem Vermögen bleibt die kostenlose Beratung, die nach Terminvereinbarung am Schalter möglich ist. «Für eine wirklich individuelle Beratung brauchen Bankkunden unserer Erfahrung nach mindestens 100 000 Euro», sagt Thomas Bieler. «Darunter werden sie in die üblichen Standardmodelle einsortiert.»

«Die Bank berät interessengeleitet», sagt Volker Looman. Diese Einschätzung stützt eine Studie der Stiftung Warentest in Berlin aus dem Jahr 2000: Sie stellte die Anlageberatung von 25 deutschen Kreditinstituten auf den Prüfstand. Das Ergebnis: Die Bedürfnisse des Kunden stehen nur selten im Mittelpunkt. Vor allem Anlageziel und Anlagehorizont, Risikobereitschaft der Kunden und die gewünschte Verfügbarkeit werden oft nicht erfragt. An den Ergebnissen von damals dürfte sich von der Tendenz her kaum etwas verändert haben, schätzt Karin Baur, Geldexpertin der Stiftung Warentest.

«Selbst wenn jemand gegen ein festes Honorar berät, heißt das aber nicht, dass er gut ist», gibt Baur zu bedenken. «Ich würde deshalb immer mehrere Beratungen einholen.» Doch selbst die ausführlichste davon hat ihre Grenzen. «Wenn jemand zu mir kommt und sagt: Machen sie aus meinen 50 000 Euro bitte 100 000 - das geht nicht», sagt Looman. Um unabhängige Berater von provisionsgesteuerten zu unterscheiden, rät er Sparern, auf eine Unabhängigkeitsklausel im Vertrag zu achten. «Ein unabhängiger Berater verpflichtet sich, keine Produkte gegen Provision zu vermitteln.»