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Vermögensberater Vermögensberater: Check-up für das Vermögen

Von Thorsten Wiese 07.07.2005, 08:00
Egal ob wenig oder viel Geld auf dem Konto liegt: Ein Termin mit einem Vermögensberater lohnt sich für die meisten Sparer.
Egal ob wenig oder viel Geld auf dem Konto liegt: Ein Termin mit einem Vermögensberater lohnt sich für die meisten Sparer. DAV

Frankfurt/Main/dpa. - «Ich kann nicht sagen: Die Beratung kostet 3000 Euro, dafür holeich für sie 17 900 Euro heraus», sagt Volker Looman, selbstständigerFinanzanalytiker in Reutlingen. Dennoch lohne sich professionelleUnterstützung, sagt Thomas Bieler, Finanzexperte derVerbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf: «Eigentlichmüsste jeder so eine Beratung in Anspruch nehmen, um seinenVermögensaufbau strategisch zu planen.»

«Viele haben unserer Erfahrung nach leider keinen blassenSchimmer, was mit einer Beratung für die Finanzplanung möglich ist»,sagt Rolf Tilmes, Vorstandsmitglied beim Deutschen Verband FinancialPlanners (DEVFP) mit Sitz in Frankfurt. Vor allem für Sparer mitkeinem allzu großen Vermögen ist es aus Tilmes' Sicht wichtig, Zieleder eigenen Anlage zu definieren.

Wer sich zum Beispiel nach einer Erbschaft beraten lassen möchte,kann zwischen verschiedenen Anbietern wählen. «Der größte Teil davonist provisionsgetrieben», sagt Rolf Tilmes. Das bedeutet, dass dieEntlohnung nach festen Provisionen erfolgt, die nach demAnlagevolumen bemessen werden, erklärt Thomas Bieler. Dies treffesowohl auf Banken als auch auf unabhängige Dienstleister zu.

Nach einem anderen Modell, das für Unabhängigkeit bürgen soll,beraten neutrale Finanzanalysten und Anlageberater. Ihre Dienste gibtes gegen eine vorher festgelegte Gebühr, unabhängig von Anlagevolumenoder -dauer. Honorarberater legen mehrere konkrete Rechenbeispielevor, die individuell auf den Kunden abgestimmt sind, erklärt VolkerLooman, der ausschließlich auf Honorarbasis berät.

Ein solches Vorgehen soll die Empfehlung unabhängig vonProvisionszahlungen der anbietenden Unternehmen machen, ist aber auchteuer: In der Branche gängig ist Looman zufolge ein Satz zwischen 200und 300 Euro pro Beratungsstunde. Deshalb kämen fast ausschließlich«Leute mit Geld» zu ihm – in der Regel Sparer mit einem jährlichenEinkommen von mindestens 40 000 Euro oder einem Vermögen von 200 000bis 300 000 Euro.

Auch nach Tilmes' Erfahrung sind nur Kunden «im gehobenen Segment»bereit, derartige Honorare zu bezahlen. Allen anderen bleiben diekostenlose Beratung der Hausbank und die Finanzberatung derVerbraucherzentralen. Zumindest die Beratung durch die Banken hataber ihre Grenzen – angefangen beim Kundenkreis: Die so genanntenVermögenszentren der Sparkassen zum Beispiel beraten erst Sparer miteinem Einkommen ab 3500 Euro brutto im Monat oder solche, die einAnlagevermögen von rund 70 000 Euro mitbringen, heißt es beimDeutschen Sparkassen- und Giroverband in Berlin.

Das «Private Banking» der Sparkassen richtet sich den Angabenzufolge an Kunden mit einem Vermögen von rund 250 000 Euro und mehr.Kunden mit geringerem Vermögen bleibt die kostenlose Beratung, dienach Terminvereinbarung am Schalter möglich ist. «Für eine wirklichindividuelle Beratung brauchen Bankkunden unserer Erfahrung nachmindestens 100 000 Euro», sagt Thomas Bieler. «Darunter werden sie indie üblichen Standardmodelle einsortiert.»

«Die Bank berät interessengeleitet», sagt Volker Looman. DieseEinschätzung stützt eine Studie der Stiftung Warentest in Berlin ausdem Jahr 2000: Sie stellte die Anlageberatung von 25 deutschenKreditinstituten auf den Prüfstand. Das Ergebnis: Die Bedürfnisse desKunden stehen nur selten im Mittelpunkt. Vor allem Anlageziel undAnlagehorizont, Risikobereitschaft der Kunden und die gewünschteVerfügbarkeit werden oft nicht erfragt. An den Ergebnissen von damalsdürfte sich von der Tendenz her kaum etwas verändert haben, schätztKarin Baur, Geldexpertin der Stiftung Warentest.

«Selbst wenn jemand gegen ein festes Honorar berät, heißt das abernicht, dass er gut ist», gibt Baur zu bedenken. «Ich würde deshalbimmer mehrere Beratungen einholen.» Doch selbst die ausführlichstedavon hat ihre Grenzen. «Wenn jemand zu mir kommt und sagt: Machensie aus meinen 50 000 Euro bitte 100 000 - das geht nicht», sagtLooman. Um unabhängige Berater von provisionsgesteuerten zuunterscheiden, rät er Sparern, auf eine Unabhängigkeitsklausel imVertrag zu achten. «Ein unabhängiger Berater verpflichtet sich, keineProdukte gegen Provision zu vermitteln.»