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Verlockungen Verlockungen: Einkaufsfalle Supermarkt

Von Thorsten Wiese 15.10.2007, 15:44

Halle/MZ. - Ein wohlüberlegter Einkaufszettel und eine ruhige Hand helfen am Lebensmittelregal, wirklich nur das einzukaufen, was auch gebraucht wird. Denn sonst landet viel Überflüssiges im Wagen.

"Im Supermarkt gibt es heute gezielte Beeinflussungsstrategien für alle Sinne", sagt Silke Schwartau, Ernährungsreferentin der Verbraucherzentrale Hamburg. Werbepsychologen, Designer und Marketingexperten würden am Aussehen der Supermärkte arbeiten: Extra große Einkaufswagen sorgen dafür, dass Kunden mehr einpacken. Und häufig benötigte Milchprodukte finden sich am Ende des Marktes, damit möglichst viele Kunden möglichst viele Regale passieren.

Düfte verführen

Hintergrundmusik und wohlriechende Duftstoffe, die über "Aromasäulen" oder die Klimaanlage im Markt verbreitet werden, sollen zum Kaufen verführen, erläutert Schwartau, die den Ratgeber "Einkaufsfalle Supermarkt" geschrieben hat. Eine übliche Verführungsmasche sei das rötliche Licht in der Fleischtheke, das die Waren appetitlicher aussehen lässt.

"Machen Sie sich deutlich: Da soll jetzt etwas mit mir passieren", rät Verbraucherschützerin Silke Schwartau. Kunden sollten daher "einen klaren Kopf" bewahren - und einen Einkaufszettel schreiben. Denn Spontaneinkäufe können schnell ins Geld gehen. "Machen Sie vorher einen Check am Kühlschrank", rät Schwartau. "Viele kaufen sonst zu viel, weil sie auf Angebote hereinfallen - und müssen dann vieles wegwerfen".

Für wenige, aber gut organisierte Einkäufe pro Woche plädiert daher Annett Reinke: "Wer öfter geht, der begutachtet auch mehr - und kauft mehr", sagt die Referentin für Lebensmittelrecht bei der Verbraucherzentrale in Potsdam. Arbeitnehmer, die vom Büro in den Supermarkt hetzen, sind aber auch aus einem anderen Grund schlechte Einkäufer. "Wer hungrig einkaufen geht, kauft mehr. Denn er kauft vor allem das, worauf er gerade Appetit hat."

Einmal groß einkaufen

Es gebe außerdem Studien, die besagen, dass sich müde Kunden vom Angebot stärker beeinflussen lassen, fügt Silke Schwartau hinzu. Sie rät daher, nur wenige frische Lebensmittel - beispielsweise Milch und Brot - unter der Woche nachzukaufen. Zum Füllen der Vorratskammer sollte einmal in der Woche ein Großeinkauf eingeplant werden.

"Der eine geht täglich, der andere packt einmal in der Woche das Auto voll - das ist Geschmackssache", sagt dagegen Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels in Berlin. Und zu einem dritten Ergebnis kommt eine Studie der Universität von Umea in Schweden unter 1 500 Einwohnern der Stadt: Demnach gehen Lebensmittel-Großeinkäufe ins Geld. Wer seine Einkäufe auf einen Schlag erledigt, gebe mehr Geld aus als Menschen, die mehrmals wöchentlich nach Bedarf in den Supermarkt gehen. "Bedarfskäufer" geben demnach umgerechnet bis zu 390 Euro weniger im Jahr für Lebensmittel aus als Käufer großer Mengen. Ein Ausweg könne sein, einen Speiseplan für die ganze Woche aufzustellen und sich beim Einkauf der Mengen daran zu halten.

Strecken und Bücken

Möglicherweise ist der Wochentag nicht entscheidend - die Tageszeit dagegen schon. "Ich denke, wenn es weniger voll ist, kann man sich besser konzentrieren", sagt Silke Schwartau. "Im Gewühl wählt man weniger genau aus." Annett Reinke hält das eher für eine Geschmacksfrage. Am Supermarktregal ist nach Worten der Verbraucherschützer häufig körperliche Aktivität angebracht. Strecken und Bücken seien wichtig, um die Waren in den oberen und unteren Reihen zu begutachten. "In Greif- und Augenhöhe werden meist die Produkte mit der höchsten Gewinnspanne platziert - um Schnäppchen muss man sich selbst kümmern", sagt Silke Schwartau.

"Die Anordnung richtet sich nach dem Bedürfnis der Kunden", sagt dagegen Hubertus Pellengahr. "Die Produkte, die am häufigsten nachgefragt werden, werden so eingeräumt, dass der Kunde sie schnell findet - und das sind eben häufig die Markenprodukte." Oder es sind die Waren, die am besten über den Tisch gehen.

Der Ratgeber "Einkaufsfalle Supermarkt - Selbstverteidigung für Verbraucher" ist bei den Verbraucherzentralen erhältlich und kostet 4,90 Euro, Bestell-Telefon: 01805 / 00 14 33 (0,14 /Min.)