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Verbraucher  Verbraucher : Warentest will bei Firmen kassieren

Von Stefan Sauer 24.04.2013, 18:08
Positive Bewertungsurteile der Stiftung Warentest sind Geld wert.
Positive Bewertungsurteile der Stiftung Warentest sind Geld wert. dpa Lizenz

Berlin/MZ - Die Stiftung Warentest erhebt künftig Gebühren von Unternehmen, die mit den Testergebnissen werben wollen. 7000 Euro pro Jahr wird die Verwendung des Warentest-Logos künftig kosten, unabhängig von der darauf abgebildeten Benotung. Für Fernseh- und Kinowerbung mit dem Gütesiegel sind bis zu 25.000 Euro fällig. Bisher war die Verwendung der Testergebnisse zu Marketingzwecken für die Hersteller kostenlos.

Lizenzverträge mit den Unternehmen sollen vom gemeinnützigen Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung, das unter anderem den Blauen Engel vergibt, abgeschlossen werden. „Dies garantiert auch künftig unsere vollständige Unabhängigkeit von den Herstellern der getesteten Produkte“, sagte gestern Stiftungssprecherin Heike van Laak.

Mit der neuen Gebühr verfolgt Warentest zwei Ziele: Zum einen möchte man der missbräuchlichen Verwendung von Testergebnissen Einhalt gebieten. Bisher hat die Stiftung keine Möglichkeiten, die werbliche Verwendung ihrer Testergebnisse zu kontrollieren.

Bessere Kontrolle

Die meisten Firmen gehen zwar korrekt mit dem Gütesiegel um. Manche Unternehmen aber bedienen sich veralteter Benotungen. Andere übertragen die Beurteilung eines Produkts auf eine ganze Warenpalette. Beispiel: Ein Hersteller, der für sein Kräutershampoo ein „Sehr Gut“ erhielt, bewirbt damit auch andere Haarpflegemittel der gleichen Produktserie. Durch die Lizenzverträge wird dem ein Riegel vorgeschoben, unlautere oder irreführende Praktiken fallen schneller auf.

Zumindest ebenso wichtig ist die Gebühr als zusätzliche Einnahmequelle. Das 2010 um 50 Millionen Euro aufgestockte Stiftungsvermögen wirft bei weitem nicht die geplante Rendite von fünf Prozent ab. Die Zinsen sind niedrig wie nie, was der Stiftung 2012 ein Minus beschert haben dürfte. Frisches Geld ist mithin willkommen. Eben hierin erblicken Kritiker eine Gefahr: Mit den Gebühren könnte sich Warentest indirekt veranlasst sehen, in großer Zahl gute Noten zu vergeben, um möglichst viele gebührenträchtige Verträge abschließen zu können. Die Stiftung dürfe sich nicht von Zahlungen aus der Wirtschaft abhängig machen.

Intern lange umstritten

Auch intern war um die Gebühr monatelang erbittert gestritten worden. Sprecherin van Laak sieht aber keine Gefahr für die Unabhängigkeit: „Wir werden weiterhin veröffentlichen, wie oft wir die Noten Sehr Gut und Gut vergeben. Ich prophezeie: Es wird keinen Anstieg geben.“