VCD-Umfrage zur Deutschen Bahn VCD-Umfrage zur Deutschen Bahn: Sparpreise sind reine Glückssache
Berlin - Die Deutsche Bahn muss dringend mit einer Machete durch den Tarifdschungel gehen und kräftig aufräumen. Das wünschen sich 95 Prozent der Reisenden. Die große Mehrheit hält die Preise für willkürlich. Zudem würden sie sich laufend ändern. Sie befürwortet einen günstigen Festpreis statt vieler Sonderangebote. Das hat der Bahntest 2015/16 ergeben, eine repräsentative Online-Befragung des Verkehrsclub Deutschland mit 1900 Teilnehmern.
Aus Sicht des VCD sprechen die Ergebnisse für die Einführung eines Deutschland-Tarifs mit Preisen, die von der Länge der Reisestrecke abhängig sind. Die Tickets müssten in jedem Zug des Fern- und Nahverkehrs gelten. Rabatte in Zeiten schwacher Nachfrage sollten einfach zu überschauen sein.
Wer derzeit preiswert mit dem Zug fahren will, sollte laut VCD ein paar grundlegende Dinge beachten. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Sparen bei der Bahn.
Sparpreis nicht immer der beste
Ist der Sparpreis wirklich immer der günstige?
Nicht immer. Der VCD hat 15 Strecken des Fernverkehrs untersucht. Zwischen München und Stuttgart war der günstige Sparpreis in 89 Prozent, zwischen Mannheim und Erfurt nur in 16 Prozent der Fälle erhältlich, zwischen Köln und Frankfurt immerhin noch in 76 Prozent der Fälle, dort allerdings häufig nur auf der langsameren Strecke durchs Rheintal. Reisende können nicht nachvollziehen, wann und auf welchen Strecken sie Tickets für 19 oder 29 Euro, in der ersten Klasse ab 39 Euro erhalten können.
Einziger Anhaltspunkt: Je früher man die Zugfahrt bucht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit. Spontan ein Sparticket zu kaufen ist die absolute Ausnahme. Der Nachteil der Spartickets: Man muss sich vorab auf einen Zug festlegen. Tritt man die Reise nicht an, sind pauschal 17,50 Euro Stornogebühren fällig. Ab dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember entfällt die Vorverkaufsfrist für Sparpreise. Wenn es noch freie Plätze gibt, kann man noch am Abfahrtstag Fahrkarten zum Sparpreis kaufen.
Was würden Fahrgäste für einen günstigen Preis in Kauf nehmen?
30,3 Prozent sind bereit, sich vorab auf einen Zug festzulegen, 29,2 Prozent würden auf einen reservierten Platz verzichten. Länger unterwegs zu sein (15,2 Prozent) oder mehrmals umsteigen zu müssen (15 Prozent) sind kein Anreiz, ein Billigticket zu kaufen.
Welche Alternativen zum Sparpreis gibt es?
Auf der Internetseite des Last-Minute-Reiseanbieters „ltur“ werden Restposten-Tickets recht günstig angeboten. Sie können auch kurzfristig gebucht werden. Allerdings kommt es häufiger vor, dass man auf der gewünschten Strecke leer ausgeht. Ein kleines Kontingent an Sparpreis-Tickets bietet die Bahn auch auf Fernbus-Webseiten an.
Wann eine Bahncard lohnt
Wann und für wen lohnt sich eine Bahncard?
Das ist richtig kompliziert. Die Bahncard 50 ist für alle lohnenswert, die flexibel reisen müssen und 600 Euro pro Jahr für Fahrkarten ausgeben. Sie kostet 255 Euro, hat aber den Nachteil, dass sie mit Sparpreisen nicht kombiniert werden kann. Das war ausnahmsweise nur im August und September möglich, als Lockvogel-Angebot der Bahn im Kampf gegen die Fernbus-Konkurrenz. Wer seltener fährt und gut im Voraus planen kann, ist mit der Bahncard 25 für 62 Euro im Jahr besser bedient.
Sie kann mit den Sparpreisen kombiniert werden. Die Probe-Bahncards 25, 50 und 100 mit einer Gültigkeit von drei Monaten sind im Verhältnis zu regulären Bahncards zu teuer. Außerdem ist zu beachten, dass sie automatisch in ein reguläres Abo übergehen, wenn man nicht rechtzeitig kündigt.
An welchen Tagen reist man am günstigsten?
Dienstags, mittwochs und samstags ist man nach Angaben des VCD recht günstig unterwegs. Besonders teuer sind Reisen am Sonntag, gefolgt von Freitag, Donnerstag und Montag. Dabei kommt es aber immer noch auf die Tageszeit an. Am Sonntagmorgen beispielsweise sind die Tickets preiswerter als am Nachmittag oder Abend.
Tendenz zu Online-Buchungen steigt
Gibt es noch andere Sparmöglichkeiten?
Im Prinzip schon. Bei Reisen innerhalb eines Bundeslandes können Länder-Tickets sinnvoll sein. Vor allem wenn man in kleinen Gruppen unterwegs ist. Auch das Schöne-Wochenend-Ticket ist eine Alternative für Reisen, die über ein Bundesland hinausgehen. Allerdings gilt es wie das Quer-durchs-Land-Ticket nur in Regionalzügen. Dadurch kann sich die Reisezeit erheblich verlängern.
Wie wichtig ist die Beratung im Reisezentrum?
60 Prozent der Befragten verzichten beim Ticketkauf bereits jetzt auf eine persönliche Beratung und buchen online – Tendenz steigend. Umso wichtiger ist es nach Auffassung des VCD, das Tarif- und Preissystem in Deutschland zu vereinfachen. Das passende Bahnticket sollte immer und von allen leicht buchbar sein. Das gilt nicht nur für den Fernverkehr, sondern auch für den gesamten öffentlichen Nahverkehr auf Schiene und Straße.