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Umstrittene Schiefergas-Förderung Umstrittene Schiefergas-Förderung: Frankreich sagt "Non" zum Fracking

Von Thorsten Knuf 07.04.2015, 13:20
In Argentinien wird Energie bereits durch die Fracking-Methode gewonnen.
In Argentinien wird Energie bereits durch die Fracking-Methode gewonnen. AFP Lizenz

Berlin - Es gibt nur wenige Bereiche der Politik, in der sich die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich so kompliziert gestaltet wie beim Thema Energie. Die Bundesrepublik ist das Land der Energiewende und des Ökostroms, binnen weniger Jahre sollen alle verbliebenen Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Frankreich hingegen will Atom-Großmacht bleiben. Wenn im Nachbarland von der Energiewende die Rede ist, geht es lediglich darum, den Nuklear-Anteil am Strommix zugunsten der Erneuerbaren zu reduzieren. Derzeit entfallen etwa drei Viertel der französischen Stromproduktion auf die Atomkraft.

Und doch gibt es auch in der Energiepolitik Schnittmengen zwischen beiden Ländern. Weitgehend einig sind sie sich beispielsweise in ihrer Skepsis gegenüber der umstrittenen Fracking-Technologie zur Erdgas-Gewinnung.

So brachte das deutsche Bundeskabinett hat vor einer Woche ein ziemlich restriktives Fracking-Gesetz auf den Weg. Es setzt sehr hohe Hürden für die Gasförderung aus Schiefer- oder Kohleflözen. Oberhalb von 3.000 Metern soll grundsätzlich nicht gefrackt werden. Wer Probebohrungen vornehmen will, muss nachweisen, dass diese keine Gefahr für die Umwelt darstellen.

Zur Erinnerung: Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in die tief liegende Gesteinsschichten gepresst. Diese brechen auf und geben Gas frei, das sich anders nicht fördern ließe. Die Umwelt-Risiken, insbesondere für das Trinkwasser, gelten als beträchtlich. In den USA wird die Technologie gleichwohl im großen Stil angewandt. Das Land ist dadurch zum größten Erdgasförderer der Welt geworden. Gas ist in Nordamerika zu Schleuderpreisen zu haben. Das freut die dortige Industrie und macht die Konkurrenten aus Übersee neidisch.

Auch Frankreich skeptisch

So wie die Deutschen wollen sich aber auch die Franzosen kein Beispiel an den Amerikanern nehmen. Sie sind sogar noch strikter als die Nachbarn östlich des Rheins. In Frankreich gibt es seit 2011 ein richtiggehendes Verbot der Schiefergasförderung. Und die Regierung von Präsident François Hollande ist nicht einmal bereit, die Tür einen Spalt weit zu öffnen: Wie gerade bekannt wurde, ließ die Regierung in aller Stille ein Gutachten in der Versenkung verschwinden, das sie selbst in Auftrag gegeben hatte und das sich dafür aussprach, eine neuartige Methode zur unkonventionellen Gasförderung zu erproben. Dabei soll statt giftiger Frac-Flüssigkeiten das angeblich umweltfreundliche Heptafluorpropan eingesetzt werden. Es dient bislang zum Beispiel als Treibgas für Asthma-Sprays.

Angefordert hatte das Gutachten noch der einstige französische Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg, der aber im vergangenen Jahr in Ungnade fiel und seinen Posten verlor.  Die Expertise  wurde bereits Anfang 2014 fertiggestellt und verschwand umgehend im Archiv. Präsident Hollande und seine Sozialisten wollten offenbar Rücksicht auf die französischen Grünen nehmen, die jede Art von Schiefergas-Förderung ablehnen und damals noch in der Regierung saßen. Das ist inzwischen nicht mehr der Fall, aber Paris bleibt bei seiner ablehnenden Haltung. Umweltministerin Ségolène Royale jedenfalls twitterte, das Thema Schiefergas sei in Frankreich „nicht mehr aktuell“. Stattdessen müsse es darum gehen, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu forcieren.