Umstellung auf Sepa: Umstellung auf Sepa: Unternehmen in Zugzwang

Halle (Saale)/MZ - Noch 70 Tage bleiben den Unternehmen, ihre Zahlungen auf das neue europäische Zahlungssystem Sepa umzustellen. Der Commerzbank hegt Zweifel, dass dies alle Unternehmen rechtzeitig bis zum 1. Februar 2014 schaffen. Laut einer Umfrage der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) in Bielefeld unter 5.000 Mittelständlern im Auftrag der Bank haben erst 24 Prozent der Betriebe ihre Vorbereitungen für die Umstellung von Lastschriften und Überweisungen auf das neue System abgeschlossen. „Ich habe große Sorgen. Am 1. Februar werden nicht alle sepa-fähig sein. Der Anteil wird so hoch sein, dass wir Schwierigkeiten im Zahlungsverkehr sehen werden“, sagte der Leiter des Bereichs Zahlungsverkehr und Auslandsgeschäft bei der Mittelstandsbank der Commerzbank, Frank-Oliver Wolf, der Nachrichtenagentur DPA.

Von Februar 2014 an dürfen Kreditinstitute Lastschriften und Überweisungen von Unternehmen und Vereinen in Euro nur noch im Sepa-Format verwenden - auch innerhalb eines Landes. Überweisungen im bisherigen Format mit Kontonummer und Bankleitzahl dürfen die Banken dann nicht mehr bearbeiten. Für Überweisungen von Verbrauchern gilt eine Frist bis 1. Februar 2016. Für die neuen Überweisungen muss vor allem die Abrechnungssoftware in den Unternehmen umgestellt werden.

Auch der Ostdeutsche Sparkassenverband mahnt Unternehmen zum Handeln: „Auch wir beobachten, dass die Umstellung bei kleineren Firmen nur schleppend erfolgt“, sagt Verbandssprecher Wolfram Morales. Dieses Phänomen habe man aber auch bei der Euro-Einführung gehabt.

Immerhin, 73 Prozent der befragten Mittelständler geben an, mit der Umsetzung begonnen zu haben und rechtzeitig fertig zu werden. Für bedenklich hält Studienleiter Volker Wittberg, dass nur 17 Prozent der Befragten sicher sind, dass die Schuldner des Unternehmens, die per Überweisung zahlen, rechtzeitig mit der Sepa-Umstellung fertig werden. Laut Wolf werden erst zehn Prozent aller Zahlungen der Commerzbank gemäß dem Sepa-Standard ausgeführt.

Nach Zahlen der Deutschen Bundesbank lag der Anteil der Sepa-Überweisungen im Oktober bei 20,9 Prozent. Noch schleppender läuft die Umstellung bei Lastschriften: Von den täglich gut 35 Millionen Lastschriften müssen noch 34,2 Millionen umgestellt werden. Der Anteil der Sepa-Lastschriften am gesamten Lastschriftvolumen beträgt erst drei Prozent. Stellen Firmen und Vereine nicht rechtzeitig um, können Rechnungen nicht beglichen werden, Liquiditätsengpässe drohen. Laut Commerzbank verfügt keiner der befragten Mittelständler über Notfallpläne zur Vermeidung einer technischen Zahlungsunfähigkeit, falls eigene oder Probleme bei Kunden auftauchen.