Umfrage des ifo-Instituts Umfrage des ifo-Instituts: So reagieren die Unternehmen auf den Mindestlohn

Berlin - Am 1. Januar 2015 tritt der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde in Kraft. Ausgenommen bleiben zwar zahlreiche Personen wie Auszubildende, Praktikanten, Langzeitarbeitslose. Bis 2018 soll es auch Ausnahmen für einige Branchen geben, wo weniger gezahlt werden darf.
Dennoch warnten in den vergangenen Monaten viele Ökonomen vor dem Mindestlohn. Er werde zu Arbeitsplatzabbau und steigenden Preisen führen. So nannte der Chef des Münchener Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn den Mindestlohn einen „Irrweg“, der Deutschlands „mühsam errungene Wettbewerbsfähigkeit gefährdet“. Nun hat das Ifo-Institut 6300 Firmen befragt – vom Produktionsunternehmen über Restaurants, Wachdienste bis zum Einzelhändler.
Wie wollen sie auf den Mindestlohn reagieren?:
Von den vom Ifo-Institut befragten Unternehmen sehen sich 27 Prozent vom Mindestlohn direkt betroffen. Sprich: Ihre Lohnkosten steigen. Im Verarbeitenden Gewerbe waren es 21 Prozent, bei den Dienstleistern über 30 Prozent. Stark betroffen sehen sich Branchen, wo bislang besonders schlecht bezahlt wird. Zum Beispiel im Gastgewerbe (72 Prozent), Einzelhandel (43 Prozent), Verkehr und Lagerei (41 Prozent) oder bei den „sonstigen Dienstleistungen“ wie Reisebüros, Wachdienste, Gebäudebetreuung (38 Prozent). Stärkere Auswirkungen hat der Mindestlohn in Ostdeutschland wo sich 43 Prozent der Betriebe betroffen sehen. Im Westen ist es kaum ein Viertel.
Von den betroffenen Unternehmen gaben 57 Prozent an, auf den Mindestlohn reagieren zu wollen. Das bedeutet: Nur etwa 15 Prozent aller befragten Unternehmen planen Maßnahmen auf Grund des Mindestlohns. Zur Auswahl stellte ihnen das Ifo-Institut hierbei Personalabbau, Arbeitszeitverkürzung, Preiserhöhung, geringere Investitionen und die Kürzung von Sonderzahlungen an die Mitarbeiter. Die Firmen durften auch mehrere Maßnahmen ankreuzen. Einen Zeitraum, wann die Maßnahmen umgesetzt werden, gab das Ifo nicht vor. Es fragte auch nicht nach eventuellen positiven Auswirkungen des Mindestlohns, zum Beispiel höhere Umsätze.
Knapp 22 Prozent der betroffenen Unternehmen planen, als Reaktion auf den Mindestlohn Personal abzubauen. Vor allem der Einzelhandel (29 Prozent) will auf dieses Mittel zurückgreifen. Hier ist laut Ifo-Institut der Wettbewerbsdruck sehr stark, weswegen Preiserhöhungen als Ausgleich weniger möglich sind.
Preiserhöhungen als Reaktion auf den Mindestlohn planen insgesamt 25,7 Prozent der betroffenen Unternehmen. Hier vor allem die Dienstleister (31,3 Prozent), die weniger unter internationalem Wettbewerbsdruck stehen, zum Beispiel Gaststätten (55 Prozent). Unter den betroffenen Einzelhändlern wollen knapp 24 Prozent die Preise anheben – oder haben es bereits getan. Der Mindestlohn wirke sich laut Ifo-Institut also bereits vor seiner offiziellen Einführung auf das Preisniveau aus.
Zu diesem Mittel wollen 17,5 Prozent der vom Mindestlohn betroffenen Firmen greifen. Unter den Einzelhändlern und den Gaststätten ist es sogar knapp ein Drittel. Damit verbunden ist laut Ifo häufig auch eine Verringerung des Angebots. So könnten Läden oder Gaststätten beispielsweise später öffnen oder früher schließen.
23 Prozent der betroffenen Unternehmen planen eine Absenkung der Sonderzahlungen an die Mitarbeiter, um den Mindestlohn zu kompensieren. Vor allem im Einzelhandel (28 Prozent) und im Bereich Verkehr und Lagerei (29 Prozent) wird zu diesem Instrument gegriffen.
Mit geringeren Investitionen wollen knapp 15 Prozent der betroffenen Unternehmen auf den Mindestlohn reagieren. An der Spitze stehen auch hier der Einzelhandel mit rund 23 Prozent und das Gastgewerbe mit 26 Prozent.