Übernahme von KabelBW Übernahme von KabelBW: Unitymedia legt Streit mit Telekom und Netcologne bei

Bonn - Der Telekom-Konkurrent Unitymedia strotzt vor Kraft. Auch eine mögliche Zerschlagung ist vom Tisch. Der Kabelnetzbetreiber hat 2014 erstmals durch eine sechsprozentige Steigerung beim Umsatz die Schwelle von zwei Milliarden übersprungen. Die Zahl der Kunden-Abos kletterte um gut 500000 auf 7,1 Millionen und der operative Gewinn kletterte um ein Zehntel auf 1,2 Milliarden Euro. Unity ist in Hessen, NRW und Baden-Württemberg aktiv und bietet neben Kabel-TV schnelles Internet und Telefonanschlüsse an. Das Unternehmen baut kontinuierlich seine Kundenzahl aus und ist damit neben Vodafone der wichtigste Konkurrent der Telekom hierzulande.
Für Unity-Chef Lutz Schüler ist das aber noch nicht genug. Beim schnellen Internet, bei mobilen Angeboten und bei „höherwertigem TV“ gebe es noch große Potenziale. Mit letzterem sind Bezahlangebote und mehr hochauslösende Programme gemeint. In der Abteilung Mobiles setzt Schüler unter anderem auf Wlan. Einerseits will er die Zahl der konventionellen Sendestationen (Hotspots) erhöhen, damit Kunden mit Smartphones und Tablets auch unterwegs Fernsehen empfangen und andere Dienste nutzen können. Verstärkt will er künftig auch mit Doppelmodems arbeiten. Das sind private Wlan-Router, die von anderen Unity-Kunden mitgenutzt werden können. Das Fernsehangebot könnte künftig womöglich durch deutlich durch Abrufdienste ausgeweitet werden. Seit Monaten kursiert die Spekulation, dass Unitymedia die Videoplattform Maxdome kaufen will, die derzeit noch zum Fernsehkonzern Pro Sieben-Sat 1 gehört. Schüler wollte sich am Freitag dazu nicht äußern. Es sei aber unbestritten, dass solche Angebote wachsen würden. Bei einer Maxdome-Übernahme wäre Unity dann über diese Tochter auch bundesweit aktiv. Das Ziel von Unity ist vor allem, den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer und Monat (Arpu) zu erhöhen. Der liegt gegenwärtig bei rund 22 Euro. Das Unternehmen gehört aber zum mächtigen US-Medienkonglomerat Liberty, das weitere Kabeltöchter in Europa besitzt, deren Arpu teilweise mehr als doppelt so hoch liegt.
Die Zuwächse werden derzeit vor allem von Nutzern getragen, die schnelle Internetzugänge bestellen – drei Viertel der Neukunden wollen aktuell Übertragungsgeschwindigkeiten von 100 Megabit oder mehr - weniger als 20 Megabit sind der Bundesdurchschnitt. Bei den traditionellen TV-Abos geht es hingegen leicht zurück. Deren Zahl schrumpfte 2014 um 50000 auf 6,65 Millionen. Dabei handele es sich aber vor allem um Kunden, die aus den Verbreitungsgebiet von Unitymedia weggezogen seien, sagt Schüler.
Ein weiteres Hindernis der Expansionsstrategie ist indes aus dem Weg geräumt. Unity hatte 2011 den baden-württembergischen Kabelnetzbetreiber Kabel BW übernommen. Dagegen klagten die Telekom und der Stadtnetzbetreiber Netcologne. Nun wurde eine Einigung erzielt. Beide Unternehmen zogen ihre Beschwerden zurück – gegen eine Geldzahlung wie Liberty mitteilt. Die Höhe wurde nicht genannt.