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Tourismus Tourismus: Griechenland trotz Krise Reiseland

Von Gerd Höhler Und Steffen Höhne 13.05.2013, 17:28
Der Parthenon-Tempel auf der Akropolis in Athen ist ein Touristenmagnet.
Der Parthenon-Tempel auf der Akropolis in Athen ist ein Touristenmagnet. dpa Lizenz

Athen/halle/MZ - Krise? Nicht im griechischen Fremdenverkehr. Während das Land im sechsten Jahr in Folge mit einer schweren Rezession kämpft und die Wirtschaftsleistung 2013 voraussichtlich um weitere 4,5 Prozent schrumpfen wird, bereiten sich die griechischen Hoteliers darauf vor, mehr Gäste denn je zu bewirten. Andreas Andreadis, der Vorsitzende des Verbandes der griechischen Touristikunternehmen, erwartet in diesem Jahr mehr als 17 Millionen ausländische Urlauber. Das wäre ein neuer Rekord.

Bei den Hotelbuchungen zeigt die Kurve bereits deutlich nach oben. In Deutschland, das im vergangenen Jahr die meisten ausländischen Besucher stellte, liegen die Hellas-Reservierungen um 15 Prozent über dem Vorjahresniveau. „Die Deutschen kommen wieder zurück“, sagt Panagiotis Skordas, Direktor der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr der MZ. Er rechnet damit, dass in diesem Jahr etwa 2,5 Millionen Deutsche nach Griechenland reisen. Dies wäre ein Plus von knapp 14 Prozent zum Vorjahr und würde das Minus im Vorjahr wieder wettmachen. Der Deutsche Reiseverband teilt diese Einschätzung. „Die Veranstalter erwarten ein Comeback von Griechenland“, so Sprecherin Sibylle Zeuch.

Das große Online-Reiseportal ab-in-den-urlaub.de, das zur Leipziger Unternehmens-Gruppe Unister gehört, kann dies mit Zahlen belegen. „Bei den Online-Griechenlandbuchungen können wir ein zehnprozentiges Umsatzplus gegenüber dem Vorjahreszeitraum feststellen“, so Unister-Sprecher Konstantin Korosides. Top-Reiseziele seien neben Kreta, die südliche Ägäis mit ihren vielen Inseln und die Insel Korfu. Die Region Thessalien erlebt einen regen Buchungszuspruch: plus 140 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bei den trinkfesten Bundesbürgern heißt es also wieder: „Ich trink Ouzo, was machst du so?“

Doch nicht nur Deutsche wollen wieder mehr nach Hellas reisen. In Großbritannien sowie in Russland, einem für die Griechen zunehmend wichtigen Markt, beträgt das Buchungsplus 20 Prozent. In den USA haben dieses Jahr sogar 40 Prozent mehr Reisende einen Griechenlandbesuch gebucht als 2012.

Im vergangenen Jahr vergraulten Fernsehbilder von Straßenkämpfen in Athen, Schlagzeilen von ständigen Streiks und die Furcht vor einer drohenden Staatspleite viele Besucher. Die Zahl der ausländischen Gäste ging um 5,5 Prozent auf 15,5 Millionen zurück. Inzwischen hat sich das Griechenlandbild wieder zum Positiven gewandelt. Die Parlamentswahl vom vergangenen Juni brachte trotz komplizierter Mehrheitsverhältnisse eine unerwartete politische Stabilität. Der Euro-Austritt ist vorerst kein Thema mehr. Auch die Streiks und Unruhen sind abgeebbt.

Griechenland profitiert aber auch davon, dass die meisten Hoteliers die früher oft als überhöht empfundenen Preise zurückgenommen haben. Nach einer Statistik des Online-Reiseportals Trivago sind die durchschnittlichen Übernachtungspreise seit 2012 um 15,2 Prozent gefallen. Im Vergleich zu 2011 liegen sie sogar um 20,4 Prozent niedriger. Unter den von Trivago ermittelten 14 preisgünstigsten Strand-Destinationen in Europa sind drei griechische Inseln: Kos auf Platz fünf, gefolgt von Milos auf Rang sechs und Rhodos auf Platz acht. Für die griechische Volkswirtschaft spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Er steuert 16 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und sichert jeden fünften Arbeitsplatz. Im Februar erreichte die Arbeitslosenquote in Griechenland zwar mit 27 Prozent einen neuen Rekord. Aber der beginnende Reiseboom macht sich auf dem Arbeitsmarkt bereits positiv bemerkbar: Im April gab es zwar noch 18 078 Entlassungen, aber es wurden 89 779 Menschen neu eingestellt vor allem in der Fremdenverkehrswirtschaft. Anastasios Liaskos, Generalsekretär im griechischen Tourismusministerium, schätzt, dass die ausländischen Touristen dieses Jahr rund zwölf Milliarden Euro ins Land bringen werden. Damit wächst die Hoffnung, dass der Fremdenverkehr jene Wachstumslokomotive ist, die Griechenland aus dem Tal der Rezession herauszieht. Ministerpräsident Antonis Samaras sieht das Jahr 2013 als „Jahr der Wende“.