Tankstellen Tankstellen : Billiger Sprit treibt Kaffee-Absatz
Düsseldorf - Die Tankstellenkette Aral hat vom Niedergang der Rohöl- und Kraftstoffpreise vor allem im vierten Quartal des vergangenen Jahres profitiert. Der Sprit-Absatz ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an den rund 2500 Stationen des Konzerns um drei Prozent gestiegen, Weil die Leute häufiger getankt haben, gab es auch mehr Betrieb in den Tankstellenshops, wie Aral-Chef Stefan Brok in Düsseldorf sagte. Das Shopgeschäft macht 63 Prozent des Einkommens der Tankstellenunternehmer aus – ist also weitaus wichtiger als der Profit aus dem Kraftstoffverkauf, der laut Aral nach wie vor bei ein bis zwei Cent je Liter liegt.
Während sich der Kraftstoffabsatz 2014 wegen eines schwächeren ersten Halbjahrs mit 7,2 Millionen Tonnen auf Vorjahresniveau bewegte, stieg der Umsatz in den Shops der gesellschaftseigenen Stationen um 4,4 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. In den Tankstellen-Bistros legte der Umsatz sogar um mehr als fünf Prozent auf rund 202 Millionen Euro zu. Mit 85 000 verkauften Kaffees am Tag habe Aral seine Position als größter „Coffee-to-go-Anbieter“ in Deutschland behauptet. Der Kaffee-Umsatz stieg um acht Prozent auf 47,3 Millionen Euro.
Mit dem Kölner Einzelhandelskonzern Rewe testet Aral noch bis Ende des Jahres ein neues Shop-Konzept mit frischen Produkten („Rewe to go“). Über die Zukunft dieser Zusammenarbeit soll nach einer Auswertung des Tests an zehn Stationen, darunter auch Tankstellen in Köln und Düsseldorf, entschieden werden.
Dritte Einkommensquelle der Aral-Stationen ist das Geschäft mit der Autowäsche. Hier stieg der Umsatz auf 96,4 Millionen Euro – wegen entsprechend günstiger Witterungsbedingungen, wie es bei Aral heißt.
Das Geschäftsjahr 2014 sei insgesamt für das Unternehmen zufriedenstellend gewesen, sagte Brok. Der Kraftstoffabsatz habe sich auch in den ersten Wochen des Jahres 2015 positiv entwickelt. Langfristig werde wegen sparsamerer Motoren und technischer Verbesserungen der Absatz jedoch nach unten gehen. Nach Berechnungen des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA) ist der Verbrauch neuer Benzin-Autos zwischen 2006 und 2013 um 0,8 Liter auf 6,6 Liter je 100 Kilometer gesunken. Diesen Trend werde auch Aral zu spüren bekommen, so Brok.
Aral ist mit einem Marktanteil von 21 Prozent weiterhin Branchenprimus vor Shell, Jet, Total und Esso. Der Konzern hat im vergangenen Jahr 85 Millionen Euro in den Neubau und die Modernisierung von Stationen gesteckt. 2015 sollen weitere 77 Millionen Euro investiert werden.
Nach Ansicht von Brok hat die im Herbst 2013 vom Bundeskartellamt etablierte Markttransparenzstelle und der Start diverser Benzinpreis-Apps die starken Preisschwankungen nicht gestoppt, sondern ihnen noch zusätzliche Dynamik verliehen. Preisveränderungen bei den Wettbewerbern in seinem Umfeld könne der jeweilige Tankstellen-Betreiber jetzt direkt per Internet verfolgen und sofort reagieren. „Früher musste man sich aufs Fahrrad setzen und gucken, was die Konkurrenz macht.“
Durchschnittlich passe eine Station im Tagesverlauf vier bis fünfmal ihre Preise an. Brok: „Durch den scharfen Wettbewerb zwischen Deutschlands Tankstellen ist auch der Druck auf deren Wirtschaftlichkeit weiter gestiegen.“