Studie Studie: Weltweite Schuldenlast in 15 Jahren verdoppelt
Hohe Schulden sind nicht nur ein Problem Griechenlands. Die ganze Welt häuft immer mehr Verbindlichkeiten an. In den vergangenen sieben Jahren legten die globalen Schulden um 57 Billionen Dollar zu, errechnet das McKinsey Global Institute, eine Tochter der Unternehmensberatung McKinsey. Diese Summe belegt auch die wachsende Finanzialisierung der Weltwirtschaft. Denn die Verbindlichkeiten der Schuldner sind die Guthaben der Gläubiger. Die andere Seite der höheren Schulden sind die wachsenden Finanzvermögen.
Zwischen Ende 2007 und dem Frühjahr 2014 wuchs die weltweite Schuldenlast von 142 auf fast 200 Billionen Dollar, errechnet McKinsey. Im Jahr 2000 noch lag sie nicht mal halb so hoch. Die Struktur der Schulden zeigt die Folgen der Finanzkrise und ihrer Bewältigung: Um die Wirtschaft und die Finanzsektoren zu stützen, erhöhten viele Industriestaaten ihre Ausgaben, nahmen Kredite auf, um Konjunkturprogramme und Bankenrettungen zu bezahlen.
Irland als drastisches Beispiel
Ergebnis: Während der Finanzsektor seine Verschuldung abbaute, legten die Schulden der Staaten seit 2007 laut McKinsey weltweit um 25 Billionen Dollar zu, davon entfielen 19 Billionen auf die Industrieländer. Drastisches Beispiel ist Irland, das die Verbindlichkeiten seiner strauchelnden Banken übernehmen musste, um Unterstützungskredite von der EU zu bekommen. In der Folge stiegen die Schulden der irischen Regierung um einen Betrag, der 90 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes ausmacht. Die irischen Banken dagegen fuhren ihre Außenstände drastisch zurück.
McKinsey betrachtet in seinen Berechnungen nicht nur die staatlichen Schulden, sondern auch die der „Realwirtschaft“, also von privaten Haushalten und Unternehmen außerhalb des Finanzsektors. Zählt man alles zusammen, so führt Japan die Liste an. Dort erreichen die gesamten Schulden einen Wert, der 400 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht. Dahinter folgen Irland (390 Prozent), Singapur (382 Prozent) und Portugal (358 Prozent). Der europäische Krisenstaat Griechenland steht erst an Stelle sieben noch hinter den Niederlanden (325 Prozent). Deutschland belegt mit einer Schuldenquote von 188 Prozent Platz 24 in der Liste.
Die stärkste Zunahme der Schuldenlast beobachtet McKinsey in Irland, Singapur, Griechenland, Portugal und China, das einen kreditgetriebenen Aufschwung erlebte. In der Volksrepublik hätten sich die gesamten Verbindlichkeiten in den vergangenen sieben Jahren vervierfacht. Die Schulden wuchsen schneller als die Wirtschaftsleistung, so dass China mit einer Schuldenquote von 286 Prozent seiner Wirtschaftsleistung inzwischen schon ein Niveau, das über dem von Deutschland oder den USA liegt.
Schulden steigen weiter
Ein Ende dieses Trends ist nicht abzusehen, so die Ökonomen von McKinsey. Steigende Schuldenstände erwarten sie in den nächsten fünf Jahren in den USA, Japan und den meisten europäischen Ländern mit der Ausnahme von Deutschland, Irland und Griechenland. Zum Teil sei die Entwicklung zwar unproblematisch. Langfristig aber könnte sie zum Problem werden. Grund ist das schwache Wirtschaftswachstum.
McKinsey schlägt daher verschiedene Maßnahmen vor, um die Schuldenlast tragbar zu machen – unter anderem bessere Mechanismen, um privaten wie auch staatlichen Institutionen einen Schuldenschnitt zu ermöglichen. Dies dürfte auf den Widerstand der Gläubiger treffen, für die die Schulden Guthaben sind. Dies gilt insbesondere für Deutschland, dessen Forderungen an das Ausland jedes Jahr so stark steigen wie nirgends sonst – allein in diesem Jahr voraussichtlich um über 200 Milliarden Euro.