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Studie Studie: Viele Hartz-IV-Empfänger sind psychisch krank

01.11.2013, 05:50
Mehr als ein Drittel der Hartz-IV-Empfänger sind einer Studie zu Folge psychisch krank.
Mehr als ein Drittel der Hartz-IV-Empfänger sind einer Studie zu Folge psychisch krank. Symbol/dpa Lizenz

Nürnberg/afp - Hartz-IV-Empfänger leiden einer Studie zufolge viel häufiger an psychischen Erkrankungen als Berufstätige. Bei über einem Drittel der Bezieher von Arbeitslosengeld II wurde innerhalb eines Jahres mindestens eine psychiatrische Erkrankung festgestellt, wie aus einem Donnerstag in Nürnberg veröffentlichten Forschungsbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht. Der auf einer Studie der Universität Halle und der Aktion Psychisch Kranke in Bonn beruhende Bericht legt zudem die Annahme nahe, dass der Anteil psychisch Kranker unter den Hartz-IV-Empfängern zuletzt weiter gestiegen ist.

Für die Untersuchung werteten die Autoren zahlreiche Quellen aus, darunter Daten der Gesetzlichen Rentenversicherung, der Bundesagentur für Arbeit und der Krankenkassen. Demnach bezifferte die Techniker Krankenkasse 2008 den Anteil der berufstätigen Versicherten mit einer psychiatrischen Diagnose im Jahr 2006 auf 21,8 Prozent - unter den Hartz-IV-Beziehern waren es dagegen im selben Zeitraum 36,7 Prozent.

Zudem weisen Daten der AOK nach Erkenntnissen der Forscher auf eine deutlich steigende Tendenz hin: Der Kasse zufolge wuchs der Anteil der Versicherten mit psychischen Erkrankungen unter den Hartz-IV-Beziehern von 32,6 Prozent im Jahr 2007 auf 40,2 Prozent im Jahr 2011.

„Psychisch beeinträchtigte Menschen sind im Personenkreis arbeitsloser beziehungsweise arbeitsuchender Menschen deutlich überrepräsentiert“, heißt es in dem Forschungsbericht. Zu den häufig diagnostizierten Erkrankungen bei Beziehern von Arbeitslosengeld II zählten demnach affektive und neurotische Störungen. Häufig wurden demnach auch Depressionen und Angststörungen in Kombination festgestellt.

In ihrer Untersuchung plädieren die Forscher für mehr Unterstützung und Förderung der Betroffenen. So erscheine es beispielsweise mit Blick auf die Jobcenter „hilfreich, die personellen Voraussetzungen für eine möglichst adäquate Betreuung von Personen mit psychischen Beeinträchtigungen zu verbessern“.

Die Arbeitsmarkt-Expertin der Grünen-Fraktion, Brigitte Pothmer, sprach angesichts der Studienergebnisse von einem „Alarmzeichen“. Die Jobcenter müssten sich besser auf Arbeitsuchende mit psychischen Beeinträchtigungen einstellen. Die Betroffenen „dürfen nicht ins Abseits gestellt werden“, forderte Pothmer.