1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Studie des Statistischen Bundesamtes: Studie des Statistischen Bundesamtes: Millionen Arbeitnehmer würden gerne länger arbeiten

Studie des Statistischen Bundesamtes Studie des Statistischen Bundesamtes: Millionen Arbeitnehmer würden gerne länger arbeiten

Von Stefan Sauer 15.02.2016, 14:01
Der Hauptsitz des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden.
Der Hauptsitz des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. dpa Lizenz

Rund um die Uhr im Einsatz, Geschäftsmails lesen bis nach Mitternacht, immer erreichbar sein: Die Entgrenzung der Freizeit durch veränderte Arbeitsstrukturen, moderne Kommunikationsmittel und wachsende Ansprüche der Arbeitgeber ist in den vergangenen Jahren in den Mittelpunkt gerückt. Arbeitgeberverbände fordern nun sogar eine  Änderung des Arbeitszeitgesetzes, um dem Achtstunden-Tag ein Ende zu bereiten. In nicht wenigen Bereichen steht er ohnehin nur noch auf dem Papier. Auf der anderen Seite nehmen Burnout-Diagnosen und andere Fälle psychischer Überlastung zu. Manche Unternehmen haben schon Mailverbote nach Feierabend  verfügt, um ihre Mitarbeiter zu schützen.

Vor diesem Hintergrund scheint die Botschaft, die das Statistische Bundesamt am Montag der Öffentlichkeit präsentierte, beinahe unglaublich: 2,9 Millionen Menschen in Deutschland würden gerne  länger ihrer Erwerbstätigkeit nachgehen als sie es tatsächlich tun. Dem stehen nur 0,9 Millionen Personen gegenüber, die die Arbeitszeit lieber reduzieren möchten. Wie passt das mit der vermeintlich aus den Fugen geratenen Balance zwischen Beruf, Familie und Freizeit zusammen?

Vor allem Teilzeit-Beschäftigte wollen aufstocken

Es passt durchaus. Vereinfacht gesagt wollen viele Erwerbstätige in Teilzeit mehr, Beschäftigte mit Vollzeitjob dagegen tendenziell weniger arbeiten. So arbeiten 1,63 der 2,9 Millionen Personen, die die den Wunsch nach längerer Arbeitszeit bei entsprechend steigendem Einkommen äußerten und somit als unterbeschäftigt gelten, in Teilzeit. Sie würden ihre Wochenarbeitszeit im Schnitt gern um 14,7 Stunden aufstocken. 

Nach den Angaben, die auf dem Mikrozensus 2014 beruhen, liegt die durchschnittliche Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten bei 18,8 Wochenstunden im Westen und 22,4 Stunden in den östlichen Bundesländern. In Ost wie West arbeiten Frauen weitaus häufiger in Teilzeit als Männer. Nur gut 2,2 der insgesamt 10,9 Millionen Teilzeitbeschäftigten in Deutschland sind Männer, Frauen stellen knapp 8,7 Millionen.

Zwar äußerten auch 1,27 Millionen Vollzeiterwerbstätige den Wunsch nach längerer Arbeit, allerdings um nur gut sieben Stunden. Dabei ist zu beachten, dass die Statistiker Vollzeitbeschäftigung pauschal bei Arbeitszeiten mehr als 36 Stunden annehmen, als Teilzeit gelten grundsätzlich Tätigkeiten mit weniger als 24 Wochenstunden.  Die dazwischen liegenden Spannen werden von den Befragten selbst als Teil- oder Vollzeit klassifiziert.  Es kann also durchaus sein, dass eine 30-Stunden-Stelle mal als Teil- und mal als Vollzeit erfasst wird.

Überbeschäftigte wollen im Schnitt deutlich reduzieren

Abseits der damit einhergehenden Ungenauigkeiten ergibt sich für die bundesweit 915 000 Überbeschäftigten, die weniger Zeit im Job verbringen und dafür auch die entsprechenden  Einkommenseinbußen hinnehmen würden, ein ganz anderes Bild: Es handelt sich zu 90 Prozent um Vollzeitbeschäftigte mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 42,4 Stunden. Dieser Personenkreis wünscht sich im Mittel eine Arbeitszeitverkürzung um 11,1 Wochenstunden.

Von ihrer Idealarbeitszeit sind also einige Millionen Erwerbstätige noch ein Stück weit entfernt.  Insgesamt  hat sich immerhin der Anteil der Unterbeschäftigten in den vergangenen Jahren reduziert: 2012 wollten noch 8, 3 Prozent der rund 40 Millionen Erwerbstätigen länger arbeiten. 2014 waren es nur noch 7,3 Prozent. Der Anteil der Überbeschäftigten stieg dagegen von 2,1 auf 2,3 Prozent.