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Studie der Hans-Böckler-Stiftung Studie der Hans-Böckler-Stiftung: Wer noch Weihnachtsgeld bekommt und warum

Von Stefan Sauer 07.11.2017, 12:23
Die Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung nach Geschlecht, Ost/West und Art des Arbeitsvertrages. 
Die Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung nach Geschlecht, Ost/West und Art des Arbeitsvertrages.  AFP

55 Prozent der Beschäftigten in Deutschland erhalten in diesem Jahr ein Weihnachtsgeld. Allerdings variieren die Sonderzahlungen je nach Region und Branche erheblich, wie eine Befragung des Wirtschafts-und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung unter mehr als 17 000 Beschäftigten zeigt. Auch Geschlecht, Beschäftigungsstatus und Tarifbindung spielen eine Rolle für die Frage, ob und gegebenenfalls wie viel Weihnachtsgeld gezahlt wird. Diese Zeitung veröffentlicht die zentralen Befunde der Umfrage.

Tarifverträge lohnen sich

Die Tarifbindung des Betriebs ist das wichtigste Einzelmerkmal für den Bezug von Weihnachtsgeld. Während drei Viertel der Beschäftigten in tarifgebundenen Unternehmen eine Jahressonderzahlung erhalten, sind es in Firmen ohne Tarifvertrag lediglich 44 Prozent. Auch die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ist von Bedeutung: Zwei Drittel der gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erfreuen sich der Sonderzahlung, aber nur 50 Prozent der Beschäftigten, die keiner Gewerkschaft angehören.

Arbeitszeit und Befristung

Befristet angestellte Beschäftigte haben mit einem Anteil von 42 Prozent deutlich schlechtere Aussichten auf das Weihnachtsgeld als Arbeitnehmer mit unbefristeten Verträgen, von denen gut 55 Prozent eine Zahlung bekommen. Ähnlich fällt der Unterschied zwischen Voll- und Teilzeitkräften aus: 55 Prozent der Vollzeit-, aber nur 39 Prozent der Teilzeitkräfte erhalten Weihnachtsgeld. Zu beachten ist, dass Fragen zu Befristung und Arbeitszeit nicht von allen 17 000 Umfrageteilnehmern beantwortet wurden, so dass sich gegenüber dem Gesamtergebnis – 55 Prozent mit, 45 Prozent ohne Sonderzahlung – Abweichungen ergeben.

Geschlecht und Region

Da neun von zehn Teilzeitlern in Deutschland weiblich sind, schlägt sich der vergleichsweise geringe Anteil der Teilzeitbeschäftigten mit Weihnachtsgeld in geringeren Sonderzahlungen an Frauen allgemein nieder. Weihnachtsgeld gibt es für 49 Prozent der Arbeitnehmerinnen, aber für 58 Prozent der Arbeitnehmer. Die in Ostdeutschland geringere Tarifbindung der Betriebe schlägt ebenfalls durch: Zwischen Ostsee und Erzgebirge erhalten lediglich 42 Prozent ein Weihnachtsgeld, im Westen sind es 57 Prozent.

Branchen

Vergleichsweise hohe Zahlungen werden im Bankgewerbe, bei der Deutschen Bahn, in der Süßwarenherstellung sowie in Teilen der Papier-, Druck- und Chemieindustrie gezahlt: Hier beträgt das Weihnachtsgeld zwischen 95 und 100 Prozent eines Monatsgehalts. Für Bankangestellte einer mittleren Gehaltsgruppemacht das 3063 Euro - in West- wie Ostdeutschland. Auch Bahnbeschäftigte erhalten in ganz Deutschland Weihnachtsgelder in gleicher Höhe, hier liegt eine mittlere Auszahlung bei 2478 Euro. In der Süßwarenindustrie sind es im Mittel 2921 Euro im Westen und 2784 Euro im Osten. Beschäftigte in der Versicherungsbranche, im Einzelhandel, im Öffentlichen Dienst und weiten Teilen der Metallindustrie erhalten zwischen 53 und 82 Prozent eines Monatslohns. Kein Weihnachtsgeld gibt es bundesweit im Gebäudereiniger-Handwerk sowie im Bauhauptgewerbe Ost. Im Westen bekommen die Baukollegen in mittleren Entgeltgruppen dagegen zwischen 1378 und 1662 Euro.