Streit um Hähnchenmast Streit um Hähnchenmast: Greenpeace will McDonald's rupfen

München - Einfach gut, wie ein Werbeslogan es einmal suggeriert hat, ist bei McDonald’s schon lange nichts mehr. Kundenschwund, neue Konkurrenz, ein Gammel-fleisch-Skandal in China und nun gentechnisch verändertes Futter für Masthühner, die als Chicken-Burger oder Chicken-Nuggets enden, wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace enthüllt. Analysen von Futtermittelproben fünf verschiedener Mäster des McDonald’s-Lieferanten Rothkötter haben bis zu 100 Prozent gentechnisch verändertes Soja nachgewiesen, erklärt die Greenpeace-Expertin für Landwirtschaft, Stephanie Töwe.
Handelsketten zeigen, dass es geht
Im Gegensatz zu Supermarktketten wie Rewe und Edeka verkenne McDonald’s die Zeichen der Zeit. So hätten sich Edeka und Rewe jüngst verpflichtet, bei ihren Markenprodukten auf Gentechnik im Tierfutter zu verzichten. Zudem könne Greenpeace mit Fotos schlechte Tierhaltungsbedingungen in Rothkötter-Hühnerställen dokumentieren. „Die Tiere zeigen Geschwüre, sie knicken weg und fallen auf die Brust, weil sie überzüchtet sind und nicht mehr stehen können“, beschreibt die Greenpeace-Aktivistin die Zustände in einem Stall für die Großmast von 40.000 Hühnern.
McDonald’s bestätigt, dass Rothkötter ebenso wie Deutschlands führender Geflügelproduzent Wiesenhof Hühnerfleisch liefere. Alle Standards und gesetzlichen Vorschriften würden aber einhalten. Das gelte auch für Lieferanten aus anderen europäischen Ländern und Brasilien. Nicht garantieren kann McDonald’s, dass Hühner ausschließlich mit gentechnisch unverändertem Futter gemästet werden. Zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen seien gentechnikfreie Futtermittel nicht mehr in ausreichendem Maß erhältlich, heißt es vom Unternehmen.
Antibiotika im Stall
„Gentechnisch unverändertes Tierfutter verteuert einen Chicken-Burger um einen Cent“, kontert Töwe. Über die Hälfte aller Bundesbürger würden 50 Cent mehr für ein Hühnchen bezahlen, wenn es gentechnikfreies Futter erhalte, haben Meinungsforscher von Forsa ermittelt. Das schließe auch diejenigen ein, deren Haushaltseinkommen netto weniger als 1.500 Euro monatlich beträgt.
Greenpeace hat noch ein anderes Hühnchen mit McDonald’s in Deutschland zu rupfen. Während sich die US-Mutter gerade verpflichtet hat, in Ställen keine Antibiotika mehr einzusetzen, mit denen auch Menschen behandelt werden, verweigere sich der deutsche Ableger. „Antibiotika im Stall sind ein wachsendes Problem“, sagt Töwe. Als Folge entstehen beim Menschen Resistenzen und im Krankheitsfall wirkt ein Antibiotikum dann nicht mehr.
McDonald’s senke in Europa seit 2001 den Einsatz von Antibiotika bei Hühnern, erklärt die Deutschland-Tochter. Wenn ein Tier mit Antibiotika behandelt wurde, dürfe es innerhalb einer gesetzlichen Frist von McDonald’s-Lieferanten nicht geschlachtet werden. Ganz zugeknöpft ist McDonald’s Deutschland, wenn es um Geschäftszahlen geht. Die werden hierzulande seit 2012 nicht mehr veröffentlicht. Damals standen 3,2 Milliarden Euro Rekordumsatz zu Buche.
Umsatz schwindet
Seitdem geht es bergab, schätzt das Branchenblatt Food Service. 4,5 Prozent Umsatzrückgang habe 2013 gebracht, knapp drei Prozent minus das Vorjahr. Der Marktführer schweigt dazu. Neue und stark wachsende Edelburger-Ketten wie Hans im Glück knabbern hierzulande zunehmend an den Marktanteilen von McDonald’s. Ende des Monats will der US-Riese in Frankfurt eine neue Strategie für Deutschland verkünden. (mz)


