Streit der Reinigungsgiganten Streit der Reinigungsgiganten: Kärcher bringt Tennant wegen "Wunderwasser" vor Gericht

Stuttgart/dpa - In Wein kann der Reinigungsriese Tennant Wasser zwar nicht verwandeln. Glaubt man der Werbung des US-Herstellers, allerdings sehr wohl in ein kräftiges Reinigungsmittel. Teurer Allzweckreiniger, umweltschädliche Chemie - all das soll seine Technologie überflüssig machen, verspricht Tennant. Zu schön um wahr zu sein, mutmaßt die Konkurrenz aus Deutschland. Der schwäbische Hersteller Kärcher hat Tennant deswegen vor Gericht gebracht. Ob das Wunderwasser tatsächlich ein unsauberes Werbeversprechen ist, sollte am Freitag das Stuttgarter Landgericht entscheiden.
„Wir halten es für eine Irreführung der Kunden“, sagt ein Kärcher-Sprecher. „Es ist ein Versprechen, das schlichtweg nicht haltbar ist.“ Die Schwaben wehren sich schon lange mit Hochdruck gegen die Werbung des US-Rivalen, ließen Gutachter kommen und führen sogar in einem eigens eingerichteten Internet-Blog Tagebuch über die Fortschritte im Streit der Saubermänner. Bereits vor knapp zwei Jahren hat Kärcher Klage eingereicht. Konkret geht es um Geräte mit dem sperrigen Namen „Scheuersaugmaschinen“ - sie schrubben unter anderem Klassenzimmer, Behördenflure oder Bahnsteige.
Die Amerikaner wollen sich freilich nicht in den Dreck ziehen lassen: Kunden hätten die Technik mehr als fünf Jahre lang getestet und für gut befunden, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Tennant stehe eindeutig hinter seinem elektrisch aktivierten Wasser - und werbe weiter damit. Es sei eine Technologie, „die effektiv reinigt, Geld spart, die Sicherheit verbessert und den Einfluss auf die Umwelt im Vergleich zu täglichen Reinigungschemikalien verringert“, verspricht der Reinigungsriese im Internet.
Konkret soll die sogenannte ec-H2O-Technik Wasser elektrisch derart umwandeln, dass es mindestens gründlich reinigt wie chemische Mittel. Sogar „schädlichen Mikroorganismen“ soll so der Garaus gemacht werden, heißt es in einer Info-Broschüre.
Ausrutschen auf frisch geschrubbten Böden? Ohne seifige Rückstände nicht mehr so wahrscheinlich. Chemieunfälle? Kein Thema mehr.
Kann Kärcher dem Rivalen vielleicht einfach nicht das Wasser reichen? Selbstverständlich forsche man auch selbst an besonders umweltfreundlichen Produkten, betont ein Sprecher. Aktiviertes Wasser gehöre dazu allerdings nicht. „Wir befassen uns nicht mit Themen, wo ein Physikstudent im Grundstudium schon lernt, dass sie nicht funktionieren.“
Ein entsprechendes Gutachten haben die Schwaben trotzdem in Auftrag gegeben - und sich das Papier rund 35 000 Euro kosten lassen. Das Fazit: Der Effekt mit herkömmlichen Wasser ist derselbe. Das Aktivieren des Wassers halte nur Bruchteile von Sekunden an - die Wirkung sei dahin, bevor der Schmutz überhaupt angegriffen werde.
Verbraucherschützern ist die Schlammschlacht der Reinigungsriesen nur recht. Zu häufig drücke die Branche bei unrealistischen Werbeversprechen ein Auge zu, sagt eine Sprecherin der Verbraucherzentrale. „Die Idee ist eigentlich, dass der Markt sich selber reinigt, indem sich Konkurrenten gegenseitig auf die Finger schauen.“