Strategien gegen Airbnb und Wimdu Strategien gegen Airbnb und Wimdu: Palma de Mallorca kämpft gegen illegale Vermietung

Berlin - Die linke Stadtregierung von Palma de Mallorca hat genug von Airbnb und Wimdu: In Zukunft sollen Wohnungsbesitzer in der Inselhauptstadt keine Zimmer mehr an Touristen vermieten dürfen. Nur die Vermietung von Einfamilienhäusern soll dann noch erlaubt sein.
Der Stadtrat muss die neuen Vorschriften noch billigen, was aber Formsache ist. Schon im Juni oder Juli soll die Regelung in Kraft treten. Ein bereits im August verabschiedetes Tourismusgesetz auf den Balearen sieht hohe Strafen für die illegale Vermietung vor - bis zu 400.000 Euro für Plattformen und bis zu 40.000 Euro für Immobilienbesitzer.
Palma ist nicht die erste spanische Gemeinde, die sich so rigoros gegen die Sharing-Plattformen wendet. Die Nachbarinsel Ibiza hat ein ähnliches Vermietungsverbot bereits im Februar geschlossen, es soll ebenfalls ab diesem Sommer gelten.
Vorausgegangen waren Berichte, nach denen sich Einheimische eine Wohnung nicht mehr leisten konnten und in ihren Autos übernachten mussten. In Madrid denkt man über ähnliche Regelungen nach. In Barcelona patrouillieren rund 100 von der Stadt beauftragte Inspektoren durch die Straßen, die illegal vermietete Wohnungen aufspüren sollen.
Auch in Palma sind die Mieten extrem gestiegen. Im Laufe der vergangenen fünf Jahre haben sie sich um die Hälfte verdoppelt. Allein im Jahr 2017 betrug der Preisanstieg in der Inselhauptstadt gut 16 Prozent. Bürgerinitiativen protestieren aber nicht nur gegen höhere Lebenshaltungskosten, sondern gegen die Folgen des Massentourismus generell: Die Insel sei vollkommen überlaufen, Innenstädte, Straßen und Strände einfach zu voll.
2016 ging manchen Bergdörfern auf der Insel wegen des Ansturms das Wasser aus, die Reserven waren so niedrig wie lange nicht. Umweltverbände befürchten außerdem bleibende Schäden durch den starken Verkehr und Kreuzfahrtschiffe.
Die Hälfte der Mallorca-Urlauber sind Deutsche
Im vergangenen Jahr besuchten allein 13,7 Millionen Menschen Mallorca und die Nachbarinseln – so viele wie noch nie zuvor. Unter ihnen sind die Deutschen mit rund 50 Prozent am stärksten vertreten. Auch für 2018 sagen die Touristikkonzerne ähnliche Zahlen voraus, bei Tui liegen die Buchungen sogar bereits fünf Prozent über dem Vorjahr.
Da die Zahl der Hotelbetten laut Thomas Cook auf Mallorca seit Mitte der 80er-Jahre nur um rund zwei Prozent gestiegen ist, dürften Hauptgrund für die Rekord-Besucherzahlen tatsächlich die privaten Anbieter sein.
Internetplattformen wie Airbnb werben mit dem Ideal des „Homesharing“. Wer auf Reisen fährt, soll seine Wohnung über sie mit wenigen Mausklicks für kurze Zeit vermieten und so Geld verdienen können. Allerdings ist mit den Touristen-Wohnungen auf Dauer mehr Geld zu verdienen als mit normalen Mietwohnungen.
Viele gewerbliche Anbieter auf Airbnb
Airbnb-VermiterAuch viele gewerbliche Anbieter sind deswegen in das Geschäft eingestiegen. Einer Analyse der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2017 zufolge hat jeder fünfte Airbnb-Vermieter mehr als eine Wohnung im Angebot. Etwa 1.290 Multi-Anbieter gebe es in den untersuchten Städten, mit mehr als 4000 Objekten.
Wegen des angespannten Wohnungsmarktes haben auch deutsche Städte die Vermittlungsplattformen seit langem im Blick. Meistens regulieren sie mit einem Gesetz mit dem wenig attraktiven Namen Zweckentfremdungsverbot. Es untersagt die gewerbliche Vermietung von Wohnraum.
Im Fall eines Verstoßes drohen Bußgelder. Sie schwanken von Stadt zu Stadt stark: Frankfurt erhebt maximal 25.000 Euro, Köln 50.000 Euro, Berlin 100.000 Euro. Spitzenreiter ist München, wo Wohnraum besonders knapp und teuer ist, mit Bußgeldern von einer halben Million Euro.
Hamburg will Regeln verschärfen
Hamburg hat das Zweckentfremdungsgesetz bereits seit 1971 und ganz unabhängig von den Sharing-Anbietern verankert. Erlaubt ist danach, ein Zimmer in einer ansonsten selbst bewohnten Wohnung für ein halbes Jahr unter zu vermieten – oder eine ganze Wohnung für mindestens drei Monate.
Die Regelung soll in diesem Jahr noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden, sagt Christian Carstensen, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in Hamburg. „Wir planen kein komplettes Verbot wie in Palma, wollen die Regelung aber noch einmal verschärfen.“
Illegale Wohnungen schwer nachzuweisen
In Köln gilt ein Verbot seit Sommer 2014. Allerdings steht Köln wie andere Städte vor der Herausforderung, die illegalen Wohnungen erst einmal finden und wasserdicht als illegal nachweisen zu müssen. Bisher zeigt das Gesetz deswegen so gut wie keine Wirkung: Erst 37 Ferienwohnungen wurden wieder in normalen Wohnraum verwandelt, teilt eine Sprecherin der Stadt auf Nachfrage mit.
München und Berlin wollen die illegalen Wohnungen leichter aufspüren, indem sie die Bürger mit einspannen: Über Internetplattformen oder per Anruf beim Amt können Nachbarn Airbnb-Domizile bei den Behörden melden. Die Möglichkeit stand als „Stasi“- oder „Petz-Gesetz“ schwer in der Kritik.
Bürger werden mit eingespannt
Allerdings zeigt es Wirkung, vor allem wohl bei Immobilien, die immer wieder von lauten Gästen gemietet werden: Seit Einführen der Regel vor rund drei Monaten sind laut „Bild“-Zeitung in München 455 Meldungen eingegangen.
Andere deutsche Städte folgen hingegen der Regel: Kooperation statt Konfrontation. In Dortmund treibt Airbnb zum Beispiel direkt für die Stadt die Bettensteuer ein. Auch in Düsseldorf sowie anderen Städten soll ein ähnliches Angebot vorliegen. Der Stadtverwaltung bringt das Geld und erleichtert die Arbeit – den Wohnungsmarkt verändert es allerdings nicht.