Strafgebühr für Großkunden Strafgebühr für Großkunden: Commerzbank führt Negativzins ein

Frankfurt - Als erster großer Finanzkonzern in der Euro-Zone will die Commerzbank Gebühren für Ersparnisse erheben. Dies trifft zunächst einmal nur professionelle Großkunden. „Bei einzelnen großen Firmenkunden mit hohen Guthaben sowie bei Großkonzernen und institutionellen Anlegern behalten wir uns vor, für hohe, aus überschüssiger Liquidität bei uns geparkten Einlagen eine Guthabengebühr zu berechnen“, erklärte ein Unternehmenssprecher. Auch andere Institute verhandeln mit ihren Geschäftskunden über solche Abschläge. Sie empfehlen ihnen dann, auf alternative Anlageformen umzusteigen, für die es noch Rendite gibt.
Für normale Sparer bleibt es vorerst dabei, dass sie Zinsen wie gewohnt und üblich für Kredite zahlen, aber nicht für Guthaben. „Der intensive Wettbewerb der Kreditinstitute spricht auch weiterhin gegen Negativzinsen im Privatkundengeschäft“, betonte eine Sprecherin des Bundesverbandes deutscher Banken. „Negativzinsen auf Spareinlagen wird es bei den Sparkassen nicht geben“, erklärte Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.
Einige Experten befürchten allerdings, dass die Banken die gewohnten Verhältnisse auch für private Sparer auf den Kopf stellen könnten. „Das dürfte angesichts der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank bald keine Seltenheit mehr sein“, prognostizierte Asoka Wöhrmann, Chefanlagestratege der Deutschen Asset & Wealth Management und damit oberster Vermögensverwalter der Deutschen Bank. Dagegen steht aber, dass Privatleute auf Bargeld ausweichen können. Allerdings tragen sie dann das Diebstahlrisiko.
Reaktion auf Schritt der EZB
Von der extremen Niedrigzinspolitik sind alle, die vorsorgen wollen, aber auch so betroffen. Für Tagesgeldkonten oder Sparbücher bekommen sie so wenig Rendite, dass ihr Vermögen darauf durch die Inflation schrumpft. Bei größeren Beträgen kommen Steuern hinzu, die den Verlust an Kaufkraft verschärft. Nur wer mit den Kauf von Anleihen, Aktien, Immobilien oder entsprechender Fonds höhere Risiken einzugehen bereit ist, kann noch höhere Erträge erwirtschaften.
Ihr Verhalten begründen die Institute mit der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die hat im Kampf gegen die Euro-Krise nicht nur ihre Leitzinsen auf Rekordtiefs gesenkt, sondern bittet auch die Geschäftsbanken zur Kasse, wenn diese Euro bei ihr parken. Im September erhöhte sie diese Gebühr für Banken von 0,1 auf 0,2 Prozent. Diese Kosten reichen die Finanzkonzerne an ihre Klientel weiter.
Die EZB versucht so, die Kreditvergabe an Handwerker, mittelständische Firmen und andere Unternehmen der realen Wirtschaft anzukurbeln. Die Banken sollen die Millionen nicht horten, sondern in den Wirtschaftskreislauf geben, um Investitionen zu ermöglichen.
Tatsächlich aber halten sich die Betriebe mit Investitionen zurück. In Südeuropa brechen ihnen die Märkte weg, in Deutschland verfügen sie oft über genügend eigene Mittel, um ihre auch hier relativ geringe Investitionstätigkeit zu finanzieren. Es fehlt also an attraktiven Projekten, die genügend Rendite abwerfen, um höhere Zinsen zu rechtfertigen.
Einige Ökonomen wie der frühere US-Finanzminister und Harvard-Professor Larry Summers sehen das bereits als dauerhaftes Problem an und warnen vor einer lang anhaltenden Stagnation.