Geniale Idee Stefan Groschupf von Datameer: IT-Millionär aus Halle plant das nächste große Ding im Silicon Valley

San Francisco - Stefan Groschupf ist Sachsen-Anhalts Mann im Silicon Valley: In den vergangenen zehn Jahren hat der Hallenser erfolgreich das auf Big-Data-Analyse spezialisierte Unternehmen Datameer aufgebaut.
Über 100 Millionen Dollar sammelte der heute 40-Jährige dafür bei Risikokapital-Gebern ein. Nun hat Groschupf das neue Start-up Sales-Hero gestartet. Der englische Name weist schon auf das Geschäftskonzept hin: Sein Team hat eine Software entwickelt, die Unternehmen beim Verkauf von Produkten unterstützen soll.
Ähnlich wie bei Datameer beruht das Konzept des Programms darauf, dass Unternehmen große eigene und fremde Datenmengen für sich nutzen. „Wir haben einen Verkaufs-Assistenten entwickelt, der auf künstlicher Intelligenz beruht“, sagt der Software-Experte.
Nach seinen Worten seien 60 Prozent der Vertriebsarbeit in Unternehmen von Wiederholungen geprägt. „Das fange bei der Adresspflege an, geht über Terminabsagen bis hin zur Protokollierung von Verkaufsabschlüssen“, so Groschupf.
Diese eintönigen Tätigkeiten ließen sich automatisieren. Dem Programm gab er den Namen Robin. Was Amazons Assistenz-Programm Alexa im Wohnzimmer ist, soll Robin im Büro werden.
Stefan Groschupf: Software des Halleschen IT-Millionärs lernt mit
Die Software soll einfache Arbeiten lösen, ist selbst aber hoch komplex. Es handelt sich um eine Künstliche Intelligenz, die auf dem Konzept „deep learning“ beruht.
Computer-Programme sind heute nahezu perfekt darin, Probleme zu lösen, die sich durch mathematische Regeln beschreiben lassen. Die Herausforderung an die Künstliche Intelligenz besteht allerdings in der Lösung von Aufgaben, die für Menschen leicht durchzuführen sind, deren Lösung sich aber nur schwer durch mathematische Regeln formulieren lässt.
Dazu gehört etwa die Gesichtserkennung oder das Herstellen von Kontexten - etwa Ironie in einem Text zu erkennen. Nach Angaben von Groschupf kann Robin auf eine Datenbank mit 45 Millionen globalen Unternehmensdatensätzen zurückgreifen.
Diese ermöglichen dem System, etwa Kunden-E-Mails zu sortieren. „Das System lernt wie jeder Mitarbeiter auch im laufenden Betrieb und wird dadurch immer effektiver“, erklärt der IT-Fachmann.
Der Firmenchef betont, dass Robin den Vertriebsarbeiter nicht ersetzen kann und soll: „Das Gespräch mit dem Kunden wird so schnell kein Programm führen können.“ Robin solle dem Verkäufer nur helfen, lästige Kleinarbeit zu erledigen. Dennoch: Der Einsatz würde Arbeiten, die bisher Menschen erledigen, übernehmen. Tätigkeiten würden wegfallen, am Ende wohl auch Jobs.
Versicherer unterstützt Firma von halleschem IT-Millionär Stefan Groschupf
Sales-Hero wurde vor elf Monaten gegründet, das Team ist mit zwölf Mitarbeitern noch relativ klein. Die Firma, die in der US-Großstadt San Francisco sitzt, hat nach eigenen Angaben als Startkapital inzwischen 4,5 Millionen US-Dollar bei Risikokapitalgebern eingesammelt.
Zu den Investoren zählen Premier AI, Baidu Ventures und Comet-Labs. Mit der Versicherung Signal Iduna gehört auch ein deutscher Konzern zu den Unterstützern. Gerade im Versicherungsgeschäft, in dem es viele standardisierte Aufgaben gibt, könnte Künstliche Intelligenz vielfach eingesetzt werden.
Groschupf hat bereits bewiesen, dass er erfolgreich Technologie-Unternehmen aufbauen kann. Mit 29 Jahren ist der gebürtige Hallenser ins Silicon Valley gegangen, um Finanziers für das Unternehmen Datameer zu finden.
Die Suchsoftware namens DAS ist in der Lage, große Datenmengen auf verschiedene Weisen zu analysieren. DAS enttarnte beispielsweise Auffälligkeiten in Geldströmen, die auf Betrug hinweisen.
Die 2009 gegründete Firma arbeitet unter anderem für Banken wie etwa der Citi-Bank. Der Sitz ist in den USA, in Halle beschäftigt das Unternehmen aber weiter 60 Mitarbeiter. Datameer wird heute von dem ehemaligen SAP-Manager Christian Rodatus geleitet.
Groschupf als früheres „Gehirn“ von Datameer arbeitet nun an der Technologie von Sales-Hero. Der Markt für Anwendungen wie Robin wächst rasant, daher ist die Konkurrenz auf diesem Feld auch groß.
Ob Sales-Hero bereits eine ausgereifte Technologie besitzt, die effizient Büroarbeit erledigt, ist offen. Viele Firmen experimentieren derzeit mit ähnlichen Anwendungen. Die Fehlerquoten sind jedoch noch relativ hoch.
Ob sich Groschupfs neue Firma durchsetzen kann, hängt unter anderem auch davon ab, wie schnell sie Kunden gewinnen kann. In Berlin soll daher bald ein Büro eröffnen, um in Deutschland aktiv zu werden. (mz)
