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Statistik Statistik: Deutsche Bahn kann Pünktlichkeits-Ziel nicht einhalten

18.01.2015, 13:20
80 Prozent aller Züge sollten nicht mehr als sechs Minuten Verspätung haben. Dieses selbst gesetzte Ziel konnte die Deutsche Bahn nicht einhalten.
80 Prozent aller Züge sollten nicht mehr als sechs Minuten Verspätung haben. Dieses selbst gesetzte Ziel konnte die Deutsche Bahn nicht einhalten. dpa Lizenz

Berlin - Die Deutsche Bahn ist im vergangenen Jahr insgesamt pünktlicher geworden, hat das selbst gesetzte Ziel allerdings verfehlt. Das geht aus einer am Samstag veröffentlichten Statistik des Unternehmens hervor. Demnach fuhren 76,5 Prozent der Fernverkehrszüge wie ICE oder IC planmäßig.

Die Zielmarke der Bahn in Sachen Pünktlichkeit liegt im Fernverkehr bei 80 Prozent. Im Vorjahr war ein Wert von 73,9 Prozent erreicht worden. Im Nahverkehr waren die Züge mit einer Quote von 94,9 Prozent den Angaben zufolge in etwa so pünktlich wie im Vorjahr. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 94,5 Prozent aller Personenzüge der Bahn pünktlich an. Das ist nach Angaben der Bahn der zweitbeste Wert der vergangenen fünf Jahre. Pünktlich heißt bei der Bahn, dass ein Zug weniger als sechs Minuten Verspätung hat.

GDL droht mit neuen Streiks

Als Gründe für Verspätungen nannte die Bahn unter anderem die Streiks vom vergangenen Herbst, die Folgen von Unwettern sowie Kabelklau und Brandanschläge. „Gegen mutwillige und kriminelle Eingriffe in den Bahnverkehr, Personen im Gleis, extreme Witterung und Streiks können wir nur wenig ausrichten“, erklärte der für Personenverkehr zuständige Bahn-Vorstand Ulrich Homburg. Die Bahn werde sich aber weiter bemühen, zuverlässiger und pünktlicher zu werden. Der Grünen-Politiker Matthias Gastel erklärte dagegen, für die Verspätungen seien nicht nur äußere Faktoren verantwortlich, sondern auch die lange vernachlässigte Infrastruktur oder der Abbau von Überholgleisen.

Unterdessen drohte die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) vor der Fortsetzung der Tarifverhandlungen mit erneuten Streiks. Mit Blick auf die neue Gesprächsrunde am Montag warnte GDL-Chef Claus Weselsky die Bahn davor, auf Zeit zu spielen. Die Urabstimmung sei gelaufen, ein Arbeitskampf daher „jederzeit möglich“, sagte er der „Wirtschaftswoche“. Er kündigte an, die Gewerkschaft werde Ende Januar Bilanz ziehen und entscheiden, wie es weitergehe. „Danach kann alles sehr schnell gehen. Dann sind wir quasi über Nacht wieder im Arbeitskampfmodus“, sagte Weselsky.

Bahn zeigt sich überrascht

Derzeitiges Ziel der GDL sei es, die Verhandlungen bis März abzuschließen. Als wichtige inhaltliche Fragen nannte er einen eigenen Tarifvertrag für Zugbegleiter und Arbeitszeitverkürzungen sowie Lohnsteigerungen. Dabei signalisierte er grundsätzlich Kompromissbereitschaft. Die Bahn zeigte sich verwundert über die Aussagen Weselskys. „Kurz vor neuen Verhandlungen zu drohen, bringt niemanden weiter“, sagte eine Sprecherin. Die Bahn wolle sich auf „sachliche Verhandlungen und auf möglichst zügige Lösungen“ konzentrieren. Im lange Zeit festgefahrenen Tarifkonflikt zwischen Bahn und GDL hatten sich beide Seiten vor Weihnachten deutlich aufeinander zu bewegt. Weselsky sprach damals von einem „Durchbruch“. Die Bahn führt derzeit Tarifverhandlungen mit der GDL und mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Beide Gewerkschaften wollen Abschlüsse erzielen, die sämtliche in ihnen organisierten Berufsgruppen berücksichtigen. Bisher war die GDL lediglich für die Lokführer zuständig. Zu ihren Mitgliedern gehören aber auch Mitarbeiter des Zugpersonals. Die Bahn will verhindern, dass letztlich unterschiedliche Tarifabschlüsse für eine Berufsgruppe gelten. (afp)