Solarunternehmen Q-Cells Solarunternehmen Q-Cells: Neustart geglückt

bitterfeld-wolfen/MZ - Vor einem Jahr rettete der südkoreanische Konzern Hanwha das damals insolvente Solarunternehmen Q-Cells vor dem Aus. Dennoch herrschte Unsicherheit, wie es weiter geht. Nun zeigt sich: Q-Cells lebt nach der Übernahme neu auf. Die damals übernommenen 730 Mitarbeiter behielten ihren Job. Das Unternehmen habe seine Solarzellen-Produktion ausgebaut und wolle trotz der Solarkrise nächstes Jahr Gewinne schreiben, sagt Hanwha Q-Cells-Chef Charles Kim im MZ-Interview mit Steffen Höhne.
Herr Kim, Ihr Hauptbüro befindet sich in Thalheim, einem Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen, nicht in Südkorea oder China. Wollten Sie damit ein Zeichen setzen, dass Q-Cells in Deutschland verwurzelt bleibt?
Kim: Q-Cells ist eine deutsche Marke, sie steht für die Ingenieurskunst aus Deutschland. So soll es auch bleiben. Forschung und Entwicklung, Teile der Produktion, Vertrieb und Marketing finden in Deutschland statt. Damit ist auch klar, dass ich in Thalheim sitze.
Was hat sich geändert mit der Übernahme? Produziert Q-Cells noch Solarzellen in Deutschland?
Kim: Ja, wir haben in Thalheim weiter eine Produktionslinie für Solarzellen mit einer Kapazität von 200 Megawatt und für Module von 120 Megawatt. Die Massenproduktion findet aber aus Kostengründen wie zuletzt schon bei der alten Q-Cells im Werk in Malaysia statt.
Wie groß ist dieses Werk?
Kim: Wir haben es mit einer Kapazität von 800 Megawatt übernommen und trotz der schwierigen Marktsituation ausgeweitet auf 918 Megawatt. Dies ist ein starkes Zeichen, dass wir auf einem guten Weg sind.
Kapazität ist das eine, doch arbeitet Q-Cells auch wieder profitabel?
Kim: Wir sind auf dem besten Weg dahin. In diesem Jahr wollen wir schon in einzelnen Monaten Gewinne erwirtschaften. Im Jahr 2014 sind wir zuversichtlich, für das Gesamtjahr schwarze Zahlen zu schreiben.
Wie will das Unternehmen dies schaffen?
Kim: Durch zwei Dinge. Zum einen erhöhen wir die interne Effizienz, zum anderen lasten wir unsere Produktionsanlagen besser aus. Jetzt im Sommer produzieren wir bereits 70 Megawatt pro Monat.
In den vergangenen Monaten sind die Preis für Solarzellen und Module kontinuierlich gefallen.Der enorme Preiskampf - ausgelöst durch chinesische Billig-Anbieter - könnte ihnen einen Strich durch die Rechnung machen.
Kim: Es stimmt, die Preise sind deutlich gefallen. Doch der rasante Verfall stoppte bereits um die Jahreswende. In Europa hat die Diskussion um das Anti-Dumping Verfahren sogar zu einer leichten Erholung der Preise geführt.
Die EU hat einen Minimum-Preis von 56 Cent pro Watt festgelegt. Zu diesem Preis fällt es sehr vielen deutschen Produzenten schwer, profitabel zu arbeiten. Kann Q-Cells dies?
Kim: In unserem deutschen Werk in Thalheim nicht, dafür sind hier die Kosten zu hoch. Mit unserem Werk in Malaysia und den Modulfertigern in China und Polen werden wir bei einer bestimmten Kapazitätsauslastung dazu in der Lage sein.
Hanwha besitzt zwei Solar-Unternehmen: Q-Cells und Solar One in China. Ist eine Fusion der Firmen angestrebt?
Kim: Nein, es ist keine Fusion geplant. Es sollen zwei verschiedene Unternehmen und zwei Marken erhalten bleiben. Wir werden aber sicher noch stärker Synergien nutzen, etwa beim Einkauf.
Warum kein Zusammengehen?
Kim: Wir setzen auf das eigenständige Unternehmen Q-Cells und die Marke. Solar One ist zudem in den USA börsennotiert. Hanwha ist zwar größter, aber nicht alleiniger Aktionär.
Welche Marktposition strebt Q-Cells im Weltmarkt an? Ist es wichtig, unter die fünf größten Produzenten zu kommen?
Kim: Wir konzentrieren uns auf die Märkte in Europa und Japan. Im Bereich der Solarparks sehen wir unsere Chancen in den USA und neuen Märkten wie Thailand? Größe ist sicher wichtig, aber nicht das Wichtigste. Für uns ist vor allem bedeutend, dass wir auch Gewinne erwirtschaften. Es nützt nichts Großaufträge zu erhalten, dabei jedoch nichts zu verdienen.
In Europa kürzen fast alle Länder ihre Solarförderung. Wird es da nicht schwer, profitabel zu wachsen?
Kim: Mit der Veränderung der Rahmenbedingungen verändert sich auch der Markt. In der Vergangenheit war er stark durch Fördersysteme geprägt, künftig wird der Eigenverbrauch ohne Subvention eine immer größere Rolle spielen. Wir setzen daher verstärkt auf Hausdachanlagen für Privathäusern und Unternehmen. Es ist heute schon für Firmen vielfach günstiger, Strom über eine eigene Solaranlage als vom Versorger zu beziehen. Von daher glauben wir, dass der Markt in Europa weiter ein großes Potenzial besitzt.
Seit kurzem können Kunden Solaranlagen von Q-Cells auch im Baumarkt Obi kaufen.
Kim: Genau, Obi war unser erster Schritt, uns stärker an den Endverbraucher direkt zu wenden. Sie können beispielsweise im Obi-Baumarkt in Halle eine komplette Hausdach-Anlage von Q-Cells kaufen. Im Preis sind die Installation durch Fachleute sowie auf Wunsch Finanzierung und Versicherung enthalten.
Dies wollen Sie ausbauen?
Kim: Ja, wir wollen komplette Systeme anbieten. Dies ist auch ein Grund, warum wir unseren Sitz in Thalheim behalten. Wir betreiben von hier aus das Marketing und den Vertrieb.
Heißt dies, dass Sie künftig auch neue Arbeitsplätze in Deutschland schaffen?
Kim: Wir haben in Thalheim Forschung und benötigen dafür auch eine kleine Produktion. Neue Mitarbeiten könnten wir in den Bereichen Vertrieb und Marketing benötigen.
Das Unternehmen Hanwha Q-Cells produziert Solarzellen in Thalheim (200 Megawatt Kapazität) und Malaysia (918 Megawatt). Die Gesamtproduktionskapazität im Jahr liegt damit deutlich über einem Gigawatt. Zum Vergleich: Dies entspricht etwa der Leistung von zwei großen Kohle-Kraftwerken. Thalheim ist mit 730 Mitarbeitern der größte Standort, im Werk in Malaysia arbeiten 450 Mitarbeiter. Q-Cells ist eine Tochter des südkoreanischen Konzerns Hanwha mit einem Jahresumsatz von knapp 30 Milliarden US-Dollar.
Die Gläubiger des im Mai 2012 pleitegegangenen Solar-Unternehmens Q-Cells SE sollen noch 2013 eine erste Abschlagszahlung aus der Insolvenzmasse erhalten. Für einen Großteil der 2 600 Forderungen würden 8,5 Prozent ausgezahlt, teilte der Insolvenzverwalter am Freitag mit. Insgesamt wurden Ansprüche in Höhe von mehr als 1,6 Milliarden Euro erhoben. Hanwha hatte bei der Übernahme im Herbst 2012 nicht die insolvente Q-Cells SE gekauft, sondern unter anderem die Fabriken, Patente und Markenrechte.
Der internationale Solarmarkt wird von chinesischen Produzenten dominiert. Zu den größten Produzenten gehören Yingli, JA Solar, Trina und Suntech (alle China) sowie First Solar (USA). Hanwha Q-Cells gehört zu den 20 größten Herstellern auf der Welt.
