Solarunternehmen in Bitterfeld-Wolfen Solarunternehmen in Bitterfeld-Wolfen: Hanwha-Q-Cells streicht radikal Stellen

Halle (Saale) - Die Solarbranche in Sachsen-Anhalt erlebt einen erneuten Tiefschlag: Der deutsch-südkoreanische Solarzellen-Hersteller Hanwha-Q-Cells stellt seine Produktion in Bitterfeld-Wolfen ein. Dies ist mit einem radikalen Arbeitsplatzabbau verbunden. Von den derzeit 830 Mitarbeitern sollen 550 gehen, teilte das Unternehmen gestern mit. Nur Vertrieb und Forschung sollen am Standort erhalten bleiben.
Hanwha-Q-Cells-Finanzchef Kasey Son begründet die Entscheidung mit dem hohen Kostendruck in der weltweiten Solarbranche. So würden die Preise für Solarzellen weiter sinken. „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, jedoch ist sie notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten“, sagte Son.
Bereits zum 1. März soll die noch verbliebene Zellproduktion (230 Megawatt) eingestellt und nach Malaysia verlagert werden. Dort befindet sich bereits das Hauptwerk mit einer Zellproduktion von 1,5 Gigawatt. Aus Unternehmenskreisen hieß es, die Herstellung in Bitterfeld-Wolfen sei doppelt so teuer wie in Malaysia.
Betriebsratschef Uwe Schmorl zeigte sich dennoch „maßlos enttäuscht“. „Seit Jahren sind die Produktionskosten am Standort ein Thema, doch dieser tiefe Einschnitt ist nicht nötig“, so Schmorl. Hanwha-Q-Cells habe 2014 Gewinne erwirtschaftet. Heftige Kritik kommt auch von der Gewerkschaft IG BCE: „Hanwha-Q-Cells hat nicht gehalten, was es noch vor eineinhalb Jahren verkündet hat: Neben Forschung, Entwicklung, Vertrieb und Marketing auch Teile der Produktion in Deutschland zu belassen“, sagte Bezirksleiter Erhard Koppitz.
2012 übernimmt Hanwha Q-Cells
Der südkoreanischen Mischkonzern Hanwha hatte 2012 das insolvente Unternehmen Q-Cells übernommen und damit gerettet. Es war dabei stets betont worden, dass Produktion - die bereits ohnehin stark geschrumpft war - und Entwicklung eng miteinander verzahnt bleiben sollten. Im vergangenen Jahr stieg Hanwha-Q-Cells wieder zu Europas größtem Solar-Unternehmen auf und investierte in neue Fertigungskapazitäten. Das Unternehmen warb mit seinem deutschen Firmensitz. Ende vergangenen Jahres hatte die südkoreanische Mutter Hanwha allerdings den Zusammenschluss der beiden Tochterfirmen Hanwha Solarone aus China und Hanwha-Q-Cells beschlossen.
Wie es mit den entlassenen Beschäftigten weitergeht, ist noch offen. Das Unternehmen wird nun Verhandlungen mit dem Betriebsrat aufnehmen. „Für alle betroffenen Mitarbeiter ist dies ein herber Schlag. Umso wichtiger ist, dass der Abbau sozialverträglich gestaltet wird und ihnen alternative Perspektiven in der Region aufgezeigt werden“, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Hartmut Möllring. Die Landesregierung werde diesen Prozess begleiten. Der Chef der Landesarbeitsagentur, Kay Senius, kündigte an, mit der Unternehmens-Führung zu sprechen. (mz)